Versehgarnitur für die Spende der Sterbesakramente

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

Die siebenteilige Versehgarnitur umfasst alle Gegenstände, die ein Priester benötigte, um die Sterbesakramente (Beichte, Krankensalbung und letzte Kommunion) zu erteilen: ein Tablett, ein Standkreuz, ein Paar Kerzenleuchter, eine Weihwasserschale, eine Fußschale für Wattebäusche zum Abwischen des Salböls und eine weitere Fußschale mit Pressglasaufsatz für Salz oder Brotkrumen zum Reinigen der öligen Hände. Die schlichte Garnitur entspricht den seriellen Massenprodukten, wie sie etwa Metallwarenhersteller in Kevelaer (Nordrhein-Westfalen) anboten. Eine 1886 geborene, aus dem Sudetenland stammende Frau hatte zur Aussteuer eine Versehgarnitur erhalten, die durch Krieg und Vertreibung verloren gegangen war. Nach ihrer Ankunft in Augsburg war es ihr eine „Herzensangelegenheit“, hierfür Ersatz zu beschaffen: 1948 erwarb sie dieses Modell bei der Fa. Dochtermann in Augsburg, einer 1869 gegründeten renommierten Gürtlerei und Silberschmiede, spezialisiert auf Herstellung und Vertrieb von kirchlichem Gerät. Früher besaßen viele katholische Haushalte eine Versehgarnitur. Auf einem entsprechend bestickten Deckchen, dem Versehtuch, ließ sie sich als kleiner Hausaltar rasch auf dem Tisch aufstellen, wenn der Priester zur Spende der Sterbesakramente ins Haus gerufen wurde. Diese waren außerordentlich wichtig zu Zeiten, in denen man nichts so sehr fürchtete wie einen schlechten, d. h. einen unvorbereiteten Tod im Zustand der Sündhaftigkeit. In Todesanzeigen las man auch „versehen mit den heiligen Sterbesakramenten“. Damit verbunden war die Hoffnung, durch die priesterliche Absolution direkt in den Himmel aufgenommen zu werden.