Wurstspritze für Hausschlachtungen

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

Mitglieder der Familie Dießenbacher übten drei Generationen lang im Nebenerwerb das Handwerk des Hausmetzgers aus, zuerst in Scherstetten, dann auch in Mickhausen und Umgebung (Lkr. Augsburg). Josef Dießenbacher (geb. 1909) ließ sich dafür diese Wurstspritze von einem Handwerker aus der Gegend um Scherstetten anfertigen. Damit befüllte er die gesäuberten Därme mit Wurstteig: den Schweinedickdarm mit Blutwurst, den Dünndarm mit Leberwurst. Im 21. Jahrhundert ist das Töten von Tieren für die Fleischgewinnung weitgehend aus der Öffentlichkeit verschwunden. Dazu trug die Errichtung hoch technisierter Schlachthöfe Ende des 19. Jahrhunderts bei, wie 1900 in Augsburg. Daneben blieb die Hausschlachtung selbst gemästeter Schweine für die ländliche Bevölkerung bis in die 1960er-Jahre unverzichtbar. Schmalz und Fleisch wurden als wertvolle Lebensmittel hochgeschätzt, denn sie lieferten wichtige Energie für die schwere körperliche Arbeit. Die beste Zeit für das Schlachten war der kalte Winter wegen der längeren Haltbarkeit des Fleisches. Schlachtgut wurde innerhalb eines Tauschsystems von Gütern und Leistungen geteilt: Verwandte und Nachbarn erhielten Kesselsuppe und -fleisch oder Blut- und Leberwürste. Schlachteten sie ihr Schwein, dann gaben sie frisches Schlachtgut zurück. Ebenso erhielten z. B. die Störnäherin, Erntehilfen oder Arme etwas davon. Wer Autoritätspersonen wie dem Pfarrer und dem Lehrer Fleisch und Wurst zutragen ließ, erwartete deren Wohlwollen und gute Noten für die Kinder.