Spinnaufsatz für eine mechanische Nähmaschine mit Fußantrieb, Notbehelf

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

Das rechteckige Eichenbrett mit Halterung für eine Flügelspindel auf einer Achswelle aus Metall wurde auf dem Tisch einer mechanischen Nähmaschine befestigt und mit dem Treibriemen gekoppelt, den das Fußpedal antreibt. Der Spinnflügel sorgt für das Verdrehen der Wollfasern zum Garn und wickelt dieses gleichzeitig auf die Spule. Diesen Spinnaufsatz mit Halterung für zwei Zusatzspulen fertigte ein bei der MAN (Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg) beschäftigter Dreher im Tausch gegen Brotmarken für eine Augsburgerin an. Diese war nach der Bombennacht im Februar 1944 mit ihren Kindern von Augsburg nach Sontheim (Zusamaltheim, Lkr. Dillingen), ihrem Geburtsort, gezogen, wo sie im Austragshaus eines Bauern unterkam. Schafwolle zum Verspinnen erhielt sie von einem Schäfer in der Nachbarschaft. Aus dem Garn strickte sie Jacken, Strümpfe und Pullover für sich und ihre Kinder. Durch teils extreme Materialknappheit und Not während der Weltkriege und in den Jahren danach waren die Menschen gezwungen, aus Resten oder eher ungewöhnlichen Materialien fehlende Alltagsgegenstände herzustellen. Knöpfe, Stoffreste, Metallstücke – alles war brauchbar. Oft erhielten noch vorhandene Gegenstände durch mehr oder weniger große Veränderungen eine neue Funktion und dienten meist bis Ende der 1940er-Jahre als Notbehelf oder Notkleidung.