Votivtafel mit Gnadenbild der Wallfahrt Herrgottsruh bei Friedberg und Votantenpaar, 1768

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

Die Votivtafel, eine mit „1768 / Ex voto“ bezeichnete Ölmalerei auf Nadelholz, zeigt das überstrahlende Gnadenbild der Wallfahrt Herrgottsruh bei Friedberg (Lkr. Aichach-Friedberg) über einer dramatisch erzählten Szene: Sie zeigt einen Überfall auf das links kniende und Rosenkranz betende Votantenpaar, das vor einem repräsentativ wirkenden Gebäude durch zwei schwarz gekleidete Männer bedroht wird: Einer der beiden schwingt einen Säbel, während der zweite die Frau an Arm und Haaren packt. Die Malerei kann wohl dem in Friedberg tätigen Maler Sigismund Reis (1727–1799) zugeschrieben werden. Zahlreiche Räuber lebten damals, auch als Banden, in den Wäldern des Voralpenlandes. Einer der berühmtesten, der 1736 in Kissing bei Friedberg geborene und als „Bayerischer Hiasl“ bezeichnete Matthias Klostermayer, wurde 1771 in Dillingen hingerichtet. Eine im 14. Jahrhundert erbaute Heilig-Grab-Anlage, die gemäß Überlieferung als Dank eines aus türkischer Gefangenschaft entkommenen Friedberger Jerusalempilgers entstand, entwickelte sich zum Wallfahrtsort mit überregionaler Ausstrahlung. Vergrößert zu einer Kapelle, wurde wohl um 1496 eine mehrfigurige Reliefgruppe aufgestellt, in deren Zentrum Christus in der Rast steht. Dieser mit der Passionserzählung verknüpfte Figurentypus zeigt Jesus einsam sitzend und leidend, wodurch seine Menschlichkeit betont werden sollte. Auf dieses Gnadenbild weist auch der Name Herrgottsruh hin, den die im Stil des Rokoko erbaute Wallfahrtskirche erhielt, deren Grundsteinlegung 1731 durch den bayerischen Kurfürsten Karl Albrecht (1697–1745) erfolgt war.