Nil fulmina curat (Luther im Unwetter, aus einer Folge zu Luthers Leben), aus: Augspurgisches Jubel-Gedächtnüs

Kunstsammlungen der Veste Coburg

Beschreibung

Das Blatt gehört zu den 16 Illustrationen aus der kleinen Luther-Biographie, die der Augsburger Kupferstecher und Verleger Elias Baeck (gen. Heldenmuth) 1730 aus Anlass des 200. Jubiläums des Augsburger Bekenntnisses veröffentlichte. Kennzeichnend für diese Illustrationen ist, dass sie – mit Ausnahme des Titelblattes – Szenen aus dem Leben des Reformators mit emblematischen Darstellungen kombinieren. Die kleine, oval gerahmte Szene unten thematisiert einen wichtigen Wendepunkt in Luthers Leben. Im Juli 1502 wird Luther von einem heftigen Gewitter überrascht, worauf er unter einer Eiche Schutz sucht. Ein Donnerschlag wirft ihn zu Boden. Dann schlägt neben ihm der Blitz ein. In Todesangst wendet er sich hilfesuchend an die Heilige Anna und gelobt, Mönch zu werden. Die große Darstellung ist ähnlich angelegt, nur dass es hier ein Schwan ist, der unter einem Baum vor dem Gewitter Schutz sucht. Das Lemma lautet: „Schert sich nicht um Blitze“ („Nil fulmina curat“). Dem Epigramm zufolge handelt es sich bei dem Baum um einen Lorbeerbaum: „Es kracht wie es will, bey Doner und bey Blitzen. So kann doch jeder Zeit ihn dieser Lorbeer schützen.“ Die Vorstellung, dass Lorbeer vor Blitzen schützt, findet sich bereits in der Antike. Der Schwan wiederum steht für Luther. Diese symbolische Verknüpfung geht zurück auf Jan Hus, der vor seiner Hinrichtung auf dem Scheiterhaufen im Jahre 1415 gesagt haben soll: „Heute bratet ihr eine Gans, aber aus der Asche wird ein Schwan auferstehen.“

Literatur

Joachim Kruse/Minni Maedebach, Luthers Leben in Illustrationen des 18. und 19.Jahrhunderts. Kunstsammlungen der Veste Coburg, Coburg 1980, S. 41, Kat. Nr. 8.4.

Autor

Michael Overdick

Rechtehinweis Beschreibung

RR-F