Martin Luther als Augustinermönch

Beschreibung

Cranachs Kupferstich gilt als das erste auf Ähnlichkeit bedachte Porträt Luthers. Die wenigen vorangegangenen Bildnisse zeigten den jungen Reformator noch in einer eher stilisierten Darstellung. Cranach aber konzentriert sich voll und ganz auf die individuellen Züge des von einem unermüdlichen Arbeitspensum gezeichneten Gesichts. Nichts lenkt den Betrachter ab, es gibt keine beigefügten Gegenstände und keinen ausgearbeiteten Hintergrund. Ergänzt wird das Bildnis nur durch das lateinische Epigramm, das in deutscher Übersetzung lautet: „Das unvergängliche Abbild seines Geistes drückt Luther selbst aus, Lucas dagegen zeichnet die sterbliche Gestalt. 1520.“ Trotz der hohen künstlerischen Qualität fand das Bildnis zunächst einmal keine Verbreitung. Offenbar empfand man es aufgrund des fehlenden repräsentativen Charakters als Propagandamittel ungeeignet. Und so sind vom ersten Zustand der Druckplatte nur drei Abzüge überliefert. Vom zweiten Zustand kennen wir nur einen einzigen Abzug. Er zeichnet sich aus durch den von unbekannter Hand oben links hinzugefügten Kopf eines bärtigen Mannes. Anhand des Wasserzeichens ist dieser Abzug um 1550-60 zu datieren. Beim dritten Zustand, dem auch das Coburger Exemplar entspricht, wurde der Kopf bis auf wenige Spuren wieder entfernt. Überliefert sind etwa 30 Blätter, von denen die meisten ein um 1570-90 gebräuchliches Wasserzeichen aufweisen.

Literatur

Martin Warnke, Cranachs Luther. Entwürfe für ein Image, Frankfurt a.M. 1984

Günter Schuchart/Grit Jacobs, Cranach, Luther und die Bildnisse, Regensburg 2015, S. 60ff., Kat. Nr. 4-6.