Martin Luther als Junker Jörg

Kunstsammlungen der Veste Coburg

Beschreibung

Auf dem Rückweg vom Wormser Reichstag wurde Luther auf Befehl Friedrichs des Weisen zum Schein entführt und heimlich auf die Wartburg gebracht. Um seine Identität zusätzlich zu schützen, nahm er die Rolle des Junkers Jörg an. Zehn Tage nach seiner Ankunft auf der Wartburg schrieb er an Spalatin: „So bin ich nun hier, meine Kutte hat man mir abgenommen und ein Reitersgewand angezogen. Ich lasse mir Haare und Bart wachsen. Du würdest mich schwerlich wiedererkennen, da ich mich selbst nicht mehr wiedererkenne.“ Cranachs Holzschnitt gibt das veränderte Aussehen wieder. Entstanden sein dürfte das Porträt aber erst nach Luthers Rückkehr im Jahre 1522. Dafür spricht vor allem die in Latein verfasste Bildüberschrift. In deutscher Übersetzung lautet sie: „Bildnis Martin Luthers in dem Aussehen, in dem er aus seinem Patmos nach Wittenberg zurückkehrte im Jahr 1522.“ Durch die Anspielung auf den Evangelisten Johannes, der auf Patmos die Vision der Apokalypse niederschrieb, erfahren der Wartburgaufenthalt Luthers und die dort geleistete Bibelübersetzung eine sakrale Überhöhung.

Literatur

Martin Warnke, Cranachs Luther. Entwürfe für ein Image, Frankfurt a.M. 1984, S. 49ff.

Günter Schuchart/Grit Jacobs, Cranach, Luther und die Bildnisse, Regensburg 2015, S. 90f., Kat. Nr. 22.

Autor

Michael Overdick

Rechtehinweis Beschreibung

RR-F