bavarikon4UBeschreibung
Als Künstler ebenso wie als Professor der Schmuckklasse an der Akademie der Bildenden Künste in München hat Otto Künzli (*1948) die Entwicklung des Autorenschmucks geprägt. Seine Arbeiten beruhen auf komplexer Reflexion und visueller Imaginationskraft. Sie sind von minimalistischer Klarheit und bestechender handwerklicher Perfektion, voll Witz und sinnlicher Eindringlichkeit. Ausgangspunkt ist stets eine geometrische Grundform, die im Laufe ihrer weiteren Bearbeitung eine konzeptuelle Aufladung erfährt. Die Objekte schmücken und vermitteln zugleich eine Botschaft. Wiederholt wurde Künzli mit wichtigen Vertretern der internationalen Konzeptkunst der 1960er-Jahre – Donald Judd, Bruce Nauman oder Sol LeWitt – ausgestellt. Seine Halskette „Millenium“ entstand im Jahr 2000, konzipiert als eine Aktion zur Jahrtausendwende. Während mehr als 300 Stunden sägte Künzli hierfür 2.000 Kreuze aus dünnem Eisen, ein jedes Kreuz als Symbol für ein Jahr der christlichen Zeitrechnung. Aneinander gereiht auf einem Stahlseil und jeweils durch einen winzigen Goldring voneinander getrennt, schaffen die Kreuze einen ausdrucksstarken Halsschmuck, ein Abbild dieser schwer zu fassenden Zeitspanne. Doch sind die Kreuze aufgrund ihrer Materialität der Korrosion und vielleicht sogar der Vergänglichkeit preisgegeben. Künzlis Schmuck ist somit Zeichen und Reflexion über Werden und Vergehen im Angesicht der abendländischen Geschichte.