Nähtischchen in der Münchner Residenz

Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen

Beschreibung

Das Nähtischchen mit den elegant geschwungenen Beinen und zierlichem Blumendekor auf der Platte stammt vom deutschen Kunsttischler Jean François Oeben (1721-1765), der wegen seiner wandelbaren, multifunktionalen Möbel zum Protégé der Madame de Pompadour (1721-1764), der kunstinteressierten Mätresse König Ludwigs XV. (1710-1774), aufstieg. Schon auf den ersten Blick fasziniert die Verarbeitungsqualität dieses Kleinmöbels mit Einlegearbeiten aus unterschiedlich gefärbten Edelhölzern und goldenen Bronzeapplikationen. Von besonderer Raffinesse erweist sich auch sein verborgenes Innenleben. Klappt man die Tischplatte zurück und betätigt einen seitlichen Hebel, fährt der rechteckige Einsatz mit Schubladen für die Nähutensilien empor. Die delikate Ausführung des kostbaren kleinen Luxusmöbels und sein Zweck, der eher den privateren Aspekten des höfischen Gesellschaftslebens zuzurechnen ist, verorten das Tischchen in den Rückzugsort eines höfischen Appartements, deren intime Ausstattung weniger dem rigiden Staatszeremoniell unterlagen. Daher steht Oebens Kunstmöbel heute in den inneren Kabinetten der sogenannten Kurfürstenzimmer der Münchner Residenz, die im zweiten Drittel des 18. Jahrhunderts als Wohnräume für Kurfürst Max III. Joseph (1727-1777) und seine Gemahlin Maria Anna von Sachsen (1728-1797) von Johann Baptist Gunetzrhainer (1692-1763) und François Cuvilliés (1695-1768) im Stil des reifen Rokoko eingerichtet wurden.