Türkenkalender - BSB Rar. 1

Bayerische Staatsbibliothek

Beschreibung

Unter dem Titel "Eyn manung der cristenheit widder die durken" entstand in der Offizin (Druckwerkstatt) Johann(es) Gutenbergs (1400-1468) das heute älteste, unikal und vollständig erhaltene und mit beweglichen Lettern gedruckte Werk. Es handelt sich um eine politisch-religiöse Propaganda-Flugschrift in deutschen Versen, die vor dem Hintergrund der Eroberung Konstantinopels am 29. Mai 1453 durch die türkischen Streitmächte unter Sultan Mehmed II. (1432-1481) und des darauffolgenden Vormarsches in Ost- und Südosteuropa als Aufruf an die europäischen Machthaber zur Verteidigung der Christenheit entstand. Für den Druck verwendete Gutenberg die so genannte Donat-Kalender-Type. Im Mittelteil wird in der kalendarischen Abfolge der zwölf Monate jeweils ein geistlicher oder weltlicher Fürst zum Widerstand gegen die Türken aufgerufen. Die Rahmenverse sind Gebete um Beistand im Kampf gegen die Osmanen mit kalenderüblichen Angaben zum Jahr 1455. Die abschließenden Dezember-Verse enthalten eine aktuelle Erfolgsmeldung aus Rom von den Kriegsereignissen aus der Türkei, die jedoch erst am 6. Dezember 1454 in Frankfurt eintraf. Das Werk endet mit einem Neujahrswunsch auf das Jahr 1455, das der damaligen Zeitrechnung entsprechend in Mainz am ersten Weihnachtsfeiertag begann. Das Exemplar war ursprünglich im Besitz des Humanisten Konrad Peutinger (1465-1547) und wurde 1806 von Bernhard Joseph Docen in den Beständen aus dem Jesuitenkolleg Augsburg entdeckt. Datum: 2019

Autor

Bayerische Staatsbibliothek, Abteilung Handschriften und Alte Drucke

Rechtehinweis Beschreibung

CC0