Der Graßegger-Nachlass

Der vielseitig interessierte und gebildete Kaufmann Joseph Benedikt Graßegger (1776-1849) und sein jüngerer Bruder Johann Nepomuk (1779-1849) übernahmen seit 1808 das Geschäft ihrer Eltern nahe dem vormaligen Residenzschloss in Neuburgs Oberer Altstadt. Sie handelten in der erfolgreichen Tradition ihrer Familie mit einer Vielfalt von Produkten bis hin zu medizinischen Versorgungsmitteln. Vermögend, wie sie waren, betätigten sie sich auch als Kreditgeber, etwa an die Stadt Neuburg, die infolge der Napoleonischen Kriege verschuldet war.

Neben ihrer kaufmännischen Tätigkeit engagierten sich beide Brüder als Sammler von historischen Objekten und Kunstgegenständen zur Geschichte ihrer Heimatstadt und der Gebiete des ehemaligen Fürstentums Pfalz-Neuburg. Ihre Sammlung wuchs durch Kauf, Tausch oder eigene Funde zu "einer der wertvollsten privaten Altertumssammlungen in Bayern" an (Markus Nadler).

Vor allem der ältere Graßegger unternahm Exkursionen in die unmittelbare Umgebung Neuburgs sowie die Gegend von Donauwörth und Eichstätt, die er durch Notizen und teils eigene, teils angekaufte Zeichnungen dokumentierte. Das Interesse Josef Benedikt Graßeggers galt insbesondere der Römerzeit, dem Dreißigjährigen Krieg und der Kirchengeschichte Neuburgs. In seinen Sammlungen spiegeln neben den Grabungsfunden insbesondere die Vielzahl an historischen (Jagd-)Waffen samt Munition sowie der große Bestand an Rüstungsteilen zumindest eines dieser Interessen wider. Die gewonnenen Erkenntnisse veröffentlichte Josef Benedikt Graßegger ab 1819 im "Neuburger Wochenblatt" in Form von Ortschroniken, Gebäudebeschreibungen und Schilderungen seiner Ausgrabungen.

Der jüngere Bruder Johann Nepomuk erwarb sich bleibende Verdienste durch den Ankauf des Nachlasses von Hans Adam Graf von Reisach (1765-1820), hier vornehmlich der Einrichtungsgegenstände der St. Pankratius-Kapelle in Graisbach. Im sogenannten Schell'schen Haus an der Neuburger Amalienstraße richtete er sich und seiner Familie eine 1822 konsekrierte Hauskapelle ein, die für kirchliche Feierlichkeiten genutzt wurde. Darüber hinaus besaß auch Johann Nepomuk wie sein Bruder Gemälde, Kunsthandwerk, Münzen und Bücher.

Nach seinem Tod erbte zunächst Josef Benedikt Graßegger sowohl das Schell'sche Haus als auch die Kunst- und Altertumssammlung, die schließlich, zusammen mit seinem eigenen Erbe, als Graßegger-Nachlass das Herzstück der Sammlungen des Historischen Vereins Neuburg an der Donau bilden.

>> Diese Sammlung ist Teil der Sammlung "Die Graßegger-Sammlung des Historischen Vereins Neuburg an der Donau" im Bestand des Historischen Vereins Neuburg an der Donau.