Kirchenraum

Der Innenraum der Aschaffenburger Stiftskirche ist ein Abbild der vielfältigen Geschichte von St. Peter und Alexander. Die "Stiftergräber" der Königin Liutgard (845-885), ihrer Tochter Hildegard (um 879-nach 899) und des Herzogs Otto I. von Schwaben und Bayern (954-982, ab 973 Herzog von Schwaben, ab 976 Herzog von Bayern), die in die Wände des Chorraums eingelassen sind, spannen einen Bogen in die Frühzeit des Stifts.

Gleiches gilt für den oberhalb des linken Hauptschiffs angebrachten Kruzifixus. Seine Entstehung lässt sich etwa auf das Jahr 980 datieren. Er zählt damit zu den ältesten Kreuzen nördlich der Alpen überhaupt.

Wesentlich geprägt wird das Erscheinungsbild des Kirchenraumes durch figürliche Epitaphien von Aschaffenburger Stiftskanonikern und mainzischen Hofbeamten. Hierzu zählt neben demjenigen des letzten Aschaffenburger Propstes Jodokus Kammerer (gest. 1595) auch das des Stiftskustos Heinrich Reitzmann (gest. 1528), auf dessen Veranlassung die sogenannte Regula fraternitatis angelegt wurde.

Zugleich zeichnete sich Kammerer aber auch als Förderer eines Künstlers aus, dessen wohl berühmtestes Werk sich in der Stiftskirche befindet und eines ihrer kostbarsten Stücke darstellt. Die "Beweinung Christi" des Matthias Grünewald (um 1480-1528) entstand um das Jahr 1525 und war ursprünglich das Predellabild eines heute verlorenen Passionsaltars.

Grünewald wirkte seit etwa 1516 als Hofmaler für den Mainzer Kurfürsten Albrecht von Brandenburg (1490-1545, Erzbischof ab 1514). Entsprechend dessen Bedeutung für die Aschaffenburger Kirche findet sich in der Stiftskirche eine Gedächtnisanlage für den Erzbischof, die ursprünglich für die Stiftskirche zu Halle bestimmt war.

Die über Jahrhunderte bestehende Verbindung zwischen Mainz und Aschaffenburg findet auch darin ihren Ausdruck, dass drei Erzbischöfe in der Stiftskirche beigesetzt wurden. Die nicht zugängliche Gruft des Anselm Franz von Ingelheim (1634-1695, Erzbischof ab 1679) befindet sich vor den Stufen, die zum Altarraum führen. In unmittelbarer Nähe liegt das Grab des Theoderich von Erbach (1390-1459, Erzbischof ab 1434). In der Kapelle unterhalb des Turmes befindet sich das 1816 von Heinrich Philipp Sommer geschaffene Grabmal des vorletzten Mainzer Erzbischofs Friedrich Karl von Erthal (1719-1802, Erzbischof ab 1774). Es zeigt den sterbenden Kirchenfürsten, wobei sein Tod in allegorischer Darstellung mit dem Untergang der kurmainzischen Herrschaft verbunden wird.

Sein Nachfolger, Karl Theodor von Dalberg (1744-1817, Erzbischof 1802-1803), letzter Kurfürst und Erzbischof von Mainz, der ab 1803 an der Spitze des neu geschaffenen Fürstentums Aschaffenburg stand, wurde in Regensburg beigesetzt. Sein Herz befindet sich noch heute, eingefasst in eine silberne Urne, in einem Pfeiler der Stiftskirche.