Wir Ludwig von Gottes Gnaden. Die deutschsprachigen Urkunden Ludwigs des Bayern im Vergleich

In der Zeit des römischen Königs und Kaisers Ludwig IV., bekannt als "der Bayer" (geb. 1282/86, reg. 1314-1347), erlebte die deutsche Sprache in der königlichen Kanzlei ihren Durchbruch. Mehr als die Hälfte der Urkunden für schwäbische Empfänger ließ der Wittelsbacher in der Gemeinsprache ausfertigen. An die Stelle des Lateinischen trat zunehmend das Deutsche. Nach Ludwigs Tod änderte sich dieses neue Sprachverhältnis nicht mehr, vielmehr verstärkte es sich im 14. und 15. Jahrhundert immer weiter: Latein wurde zur Ausnahme und das Frühneuhochdeutsche zur Regel.

Die Sammlung würdigt diese Entwicklung und demonstriert sie anhand 34 ausgewählter Beispiele. Allein 32 Objekte stammen aus den verschiedenen, regionalen Beständen des Staatsarchivs Augsburg. Hierbei wird eine Zeitspanne von 700 Jahren abgedeckt. Im Vergleich mit den Urkunden Ludwigs des Bayern können somit zentrale Veränderungen im Urkundenwesen des Alten Reichs nachvollzogen werden. Privilegien, Mandate, Vidimi sind ebenso vertreten wie Schiedssprüche, Belehnungen und Verschreibungen. Die ungeheure Bandbreite der behandelten Themen demonstriert eindrücklich die Fähigkeit der Kanzlei des Wittelsbachers, auf die verschiedenen Bedürfnisse der Empfänger, die aus allen Ständen kommen, eingehen zu können und die Herrschaft des Bayern auf dem Kaiserthron zu inszenieren. Zugleich sind sie Zeugnisse der Lebenswirklichkeit der Menschen des Mittelalters, ihrer Sorgen, Probleme und Erfolge. Besondere Höhepunkte sind eine Prunkurkunde für die Reichsstadt Regensburg aus dem Bayerischen Hauptstaatsarchiv, das von Ludwig promulgierte Oberbayerische Landrecht, das sich heute in der Bayerischen Staatsbibliothek (BSB Cgm 1506) befindet, und ein illuminierter Wappenbrief Kaiser Maximilians I. (geb. 1459, reg. 1486-1519) für das Stadtgericht Kempten.

In einem gemeinsamen Projekt der Lehrprofessur für Deutsche Literatur und Sprache des Mittelalters und der Frühen Neuzeit mit dem Schwerpunkt Bayern (Prof. Klaus Wolf) und des Lehrstuhls für Mittelalterliche Geschichte (Prof. Thomas Krüger) der Universität Augsburg sowie des Staatsarchivs Augsburg (Dr. Thomas Engelke) wurden die Urkunden und das Landrecht im Jahr 2020 in einer Ausstellung präsentiert und im Rahmen einer dreitätigen internationalen Tagung wissenschaftlich eingeordnet.

>> Diese Sammlung ist ein Bestand des Staatsarchivs Augsburg, des Bayerischen Hauptstaatsarchivs und der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns.