Kulturerben. Historisches Dokumentarspiel Landshuter Hochzeit 1475

Alle vier Jahre findet in Landshut das historische Dokumentarspiel "Landshuter Hochzeit 1475" statt. Im Mittelpunkt steht die Inszenierung der Vermählung des Wittelsbacher Herzogs Georg des Reichen von Bayern-Landshut (1455-1503) mit der polnischen Königstochter Hedwig (1457-1502) im Jahr 1475, das als eines der prunkvollsten Feste des ausgehenden Mittelalters überliefert ist. Das "Hochzeitsfest" heute dauert etwa drei Wochen und umfasst knapp 100 Einzelveranstaltungen.

Der jeweils an den vier Sonntagen stattfindende Hochzeitszug mit den anschließenden Reit- und Ritterspielen bilden das Zentrum der Veranstaltung. Begleitet wird dies durch ein täglich stattfindendes Festspiel im Prunksaal des Rathauses. Diese Aufführung zeigt die internationalen Stationen der beschwerlichen Reise der Braut vom Abschied in Krakau bis zur Vermählung in Landshut. Ergänzt wird das vielfältige Programm durch Tanz- und Musikaufführungen in der Landshuter Altstadt und auf der Burg Trausnitz. Auf dem Zehrplatz am Rand der Landshuter Altstadt findet an den vier Wochenenden ein Lagerleben statt, das den living-history-Charakter der Landshuter Hochzeit intensiviert.

Als im späten 19. Jahrhundert im Sinne des Historismus der Blick auf die Geschichte der eigenen Stadt eine höhere Bedeutung bekam, nahm auch die Beschäftigung mit der spätmittelalterlichen Hochzeit zu. So wurde 1876 ein Wandgemälde für den Prunksaal des Landshuter Rathauses in Auftrag gegeben, das den Hochzeitszug darstellt. Ausgehend von diesem Bild kam 1902 die Idee auf, die festliche Hochzeit an den überlieferten Stätten wieder aufleben zu lassen. Schon 1903 führte man sie in Form eines Dokumentarspiels das erste Mal auf. In der Zeit des Nationalsozialismus galt die Landshuter Hochzeit mit ihrer Darstellung des Mittelalters als ideologisch anschlussfähig.

Die Organisation der Veranstaltung übernimmt der 1902 eigens hierfür gegründete, ehrenamtlich geführte Verein "Die Förderer", der heute etwa 7.000 Mitglieder zählt. Der Besetzungsausschuss des Vereins wählt die bis zu 2.500 Mitwirkenden am Historienspiel aus. Der Verein repräsentiert das Fest auch außerhalb der Spielzeiten, etwa durch regelmäßige Sommerfeste, an denen auch Nichtvereinsmitglieder teilnehmen dürfen.

Die Landshuter Hochzeit zieht mit ihrem vielfältigen Programm mehr als eine halbe Million Besucherinnen und Besucher an. Sie sieht sich nach dem Motto "Eine Stadt spielt Mittelalter" als Modell für ein "Geschichtstheater" in der ehemaligen Residenzstadt Landshut. Aber der Verein fördert auch wissenschaftliche Arbeiten zur mittelalterlichen Geschichte der Stadt und zur Landshuter Hochzeit.

Zur Ausstellungseinheit: KulturErben. UNESCO-Übereinkommen und kulturelle Vielfalt

Weitere Informationen: https://www.ike.bayern.de/verzeichnis/000229/index.html

>> Diese Sammlung ist ein Teil des Bestandes "KulturErben. Das Bayerische Landesverzeichnis des Immateriellen Kulturerbes" des "Institut für Volkskunde der Kommission für bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften"