Lafreri-Atlanten der Studienbibliothek Dillingen

Die Studienbibliothek Dillingen besitzt zwei sogenannte "Lafreri-Atlanten". So wird eine in Buchform gebundene Zusammenstellung von Karten bezeichnet, die von verschiedenen Stechern im 16. Jahrhundert in Italien hergestellt worden sind. Namensgeber ist Antonio Lafreri (1522-1577), ein bedeutender Drucker, Verleger und Kartenhändler in Rom, der erstmals Karten, die auf ein einheitliches Format gebracht worden waren, zusammenbinden ließ. Die Atlanten wurden wohl nach Wünschen des jeweiligen Auftraggebers individuell zusammengestellt. Weltweit sind ca. 70 solcher Atlanten bekannt. Vier davon sind in Bayern (Bayerische Staatsbibliothek München, Studienbibliothek Dillingen (2), Benediktinerabtei Metten) beheimatet.

Der Lafreri-Atlas X,122 enthält 105 Karten, allesamt Kupferstiche von den bekanntesten Kupferstechern Italiens des 16. Jahrhunderts. 11 sind Antonio Lafreri selbst zugeordnet. Die Datierungen erstrecken sich auf die Jahre 1538 bis 1566. Strukturell ist bis Nr. 79,2 die geläufige Einteilung (Weltkarten, Europa, Afrika, Asien und Neue Welt) erkennbar, wobei Afrika und Asien nur sehr spärlich vertreten sind. Im Mittelpunkt steht der Mittelmeerraum. Der Band trägt auf dem Vorderdeckel das Supralibros des Augsburger Bischofs Clemens Wenzeslaus von Sachsen (1768-1812), auf dem Rückendeckel das Supralibros der Universität Dillingen. Ob der Band im Zuge der Säkularisation mit der Bischöflichen Hofbibliothek Augsburg nach Dillingen gekommen ist, ist unsicher.

Der Lafreri-Atlas X,123 enthält 131 Karten, fast ausschließlich Kupferstiche. Am Anfang des Bandes stehen drei Porträts: Ein Porträt von Papst Paul IV. (1555-1559); ein Porträt des französischen Königs Heinrich II. (1547-1559) von dem Kupferstecher Nicolas Beatrizet, datiert 1558; ein Porträt des Sultans Süleyman I., des Prächtigen, von Agostino Veneziano (Agostino dei Musi), datiert 1535. Die jüngsten der datierten Karten sind im Jahre 1573 entstanden. Auch hier waren z.T. wieder bekannte italienische Kupferstecher am Werk, drei Karten sind Lafreri selbst zugeordnet. Der Band trägt auf dem Vorderdeckel das Supralibros des Dillinger Universitätsgründers Otto Truchseß von Waldburg (gest. 1573). Auf dem Rückendeckel ist das Wappen der Universität Dillingen eingeprägt.

>>Dieser Bestand ist ein Teil der Sammlung "Schätze der Studienbibliothek Dillingen" der Studienbibliothek Dillingen.