Michael Wening: Historico-Topographica Descriptio

Beschreibung

Michael Wening wurde am 11. Juli 1645 als Sohn eines Metzgers und Fleischbeschauers in Nürnberg geboren. Anders als sein Vater ergriff er den Beruf eines Kupferstechers; ab den 1660er Jahren war er für verschiedene Nürnberger Verlagshäuser tätig. Nach der Geburt eines außerehelichen Kindes musste er Nürnberg verlassen und siedelte 1668 nach München um, wo er zum katholischen Glauben konvertierte. 1671 erwarb er das Recht, sich dauerhaft in München niederzulassen, und heiratete.

Bis 1680 arbeitete Wening als Quartiermacher beim kurfürstlichen Hofe. Obwohl er schon ab ca. 1675 als Hofkupferstecher bezeichnet wird, lebte er in diesen Jahren im Wesentlichen von zahlreichen kleinen Aufträgen unterschiedlicher Auftraggeber. Im eigenen Verlag gab er zusätzlich erfolgreich mit Kupferstichen geschmückte Kalender heraus. Erst eine Serie von Kupferstichen anlässlich des 18. Geburtstags und der Regierungsübernahme des Kurfürsten Max Emanuel (1662 – 1726) im Jahr 1680 bildeten für Wening den Durchbruch bei Hofe. Es folgten zahlreiche offizielle Aufträge zu Stichen.

Anfang 1696 regte Wening bei Hofe an, ein topographisches Werk mit Ansichten und Beschreibungen der Städte, Klöster und Schlösser Bayerns herauszugeben. Als Vorbilder dienten Werke wie die Topographia Germaniae des Matthäus Merian d. Ä. (1593 – 1650) oder die österreichischen Topographien des Georg Matthias Vischer (1628 – 1695). Von Seiten des bayerischen Hofes spielte sicher auch die nie gedruckten Vorarbeiten zur lateinischen Topographie Bayerns des Philipp Apian (1531 – 1589) eine Rolle.

Ein Vertrag zwischen der bayerischen Landschaft (Vertretung der Landstände) und Wening leitete das Unternehmen in die Wege. Wening sollte die Bände mit finanzieller Unterstützung der Landschaft und des Hofes erstellen; er trug aber auch das unternehmerische Risiko. Der Vertrag legte auch die Größe der jeweiligen Kupferstiche – je nach Bedeutung des abgebildeten Objekts – fest. Ab November 1696 bereiste Wening systematisch die vier Rentämter Ober- und Niederbayerns, um vor Ort die ausgewählten Objekte zeichnerisch aufzunehmen. Die Informationen für die topographischen Beschreibungen wurden dagegen zentral mit Fragebögen eingefordert, auf deren Grundlage der Münchener Jesuitenpater Ferdinand Schönwetter (1652 – 1701) die Texte erstellte.

Für Wening entwickelte sich die „Historico-Topographica Descriptio“ schon bald zu einem unternehmerischen Fiasko. Örtliche Adelige und Prälaten unterstützten das Vorhaben teils nur wenig oder widersetzen sich sogar. Auch die zugesicherte freie Kost und Logis blieb häufiger aus, wodurch schon die notwendigen Reisen zu einem Zuschussgeschäft wurden.

Erst im November 1701 erschien der erste Band zum Rentamt München. 1702 trat Bayern in den Spanischen Erbfolgekrieg (1701 – 1714) ein. Nach der Niederlage Max Emanuels in der Schlacht von Höchstädt 1704 schlossen sich die Besetzung Bayerns durch österreichische Truppen und das Exil Max Emanuels an. Für Wening bedeuteten diese Jahre den fast völligen Ruin, von dem er sich auch nach der Rückkehr des Kurfürsten nach München (1715) nicht mehr erholen konnte. Fast völlig erblindet starb Michael Wening am 18. April 1718. Erst seine Töchter erreichen die Drucklegung der restlichen Bände zu den Rentämtern Burghausen (1721), Landshut (1723) und Straubing (1726). Die Kupferplatten wurden vertragsgemäß an den Hof abgeliefert und befinden sich heute im Besitz des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation. Ebenso sind die Fragebögen, aufgrund derer die Texte erstellt wurden, bis heute überliefert. Sie werden im Bayerischen Hauptstaatsarchiv aufbewahrt.

Mit zusammen 846 Ansichten ist die „Historico-Topographica Descriptio“ die wohl umfassendste Landesbeschreibung Europas der vormodernen Zeit. Dem repräsentativen Charakter des Werks entsprechend, sind die Abbildungen oft idealisierend – beispielsweise hinsichtlich des Zustandes der Bausubstanz. Jene Abbildungen, die Wening selbst vor Ort erstellte, zeichnen sich dennoch durch einen hohen Genauigkeitsgrad aus und sind für die (kunst-)historische Forschung von hohem Wert. Andere Stiche entstanden dagegen aufgrund von eingesandten älteren Graphiken und Zeichnungen. Hervorzuheben sind die Ansichten bayerischer Klöster, die in der Regel am zuverlässigsten den baulichen Bestand vor den barocken Umgestaltungen wiedergeben, oder später nicht umgesetzte Bauprojekte abbilden. Zusätzlichen Wert erhält das Werk auch aufgrund des Textes.

Literatur

Rainer Schuster, Michael Wening und seine "Historico-Topographica Descriptio" Ober- und Niederbayerns. Voraussetzungen und Entstehungsgeschichte (Miscellanea Bavarica Monacensia 171), München 1999.

Gertrud Stetter, Altbayerisches Leben auf Wening-Stichen, Rosenheim 1977.

Gertrud Stetter, Michael Wening. Leben und Werk des bayerischen Kupferstechers und Topographen, München 1964.

Werke in diesem Angebot

Wening, Michael: Historico-Topographica Descriptio, Bd. 1

1701
  • Wening, Michael
  • München

Wening, Michael: Historico-Topographica Descriptio, Bd. 2

1721
  • Wening, Michael
  • München

Wening, Michael: Historico-Topographica Descriptio, Bd. 3

1723
  • Wening, Michael
  • München

Wening, Michael: Historico-Topographica Descriptio, Bd. 4

1726
  • Wening, Michael
  • München

Bayerische Staatsbibliothek