Schraubgefäß für ein Walburgisöl-Fläschchen des Pfalzgrafen Johann Friedrich von Pfalz-Hilpoltstein (1587-1644)

Bayerisches Nationalmuseum

Beschreibung

Bei der kleinen, vergoldeten Silberdose handelt es sich um eines der charakteristischen Behältnisse, in denen man kleine Glasfläschchen mit dem sogenannten Walburgisöl barg. Auf der Dosenwand ist die Heilige Walburga im Nonnenhabit mit Äbtissinnenstab und ihrem Attribut, dem Ölgefäß, dargestellt. Auf der Rückseite sind die Buchstaben "SW" (Sancta Walburga) eingraviert. Der Deckel mit Linien- und Blattdekor ist über ein Schraubgewinde abnehmbar. Im Inneren ist noch etwas pflanzliches Polstermaterial erhalten; das Fläschchen ist nicht mehr erhalten. Die Öse am Deckel lässt erkennen, dass dieses Behältnis ursprünglich als Anhänger diente, üblicherweise für einen Rosenkranz. Das "Öl" - von der Konsistenz her Wasser - gilt als Kontaktreliquie; es wird seit Jahrhunderten im Winterhalbjahr am Gruftschacht der Heiligen Walburga in Eichstätt gewonnen. Offensichtlich vertrauten auch Protestanten seiner Wirkung beim Weg in die Ewigkeit. Das Behältnis war der einzig wertvolle Gegenstand, den man Johann Friedrich von Pfalz-Hilpoltstein, Sohn des Philipp Ludwig von Pfalz-Neuburg, mit in den Sarg gegeben hatte. Es befand sich in der Hosentasche seines schwarzseidenen Gewandes. Der Pfalzgraf verstarb 1644 nach langer, zehrender Krankheit im Alter von 57 Jahren.