Schlangennadel mit Gehänge

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

Ende des 19. Jahrhunderts wurde im Altmühltal zusammen mit zwei verzierten Armringen eine sehr große schlangenförmige Nadel mit Anhängern gefunden. Kleine Schlangennadeln dagegen finden sich häufiger in spätbronzezeitlichen Gräbern Bayerns (1300-800 v. Chr.). Die Schlange kann als Wesen der Nacht interpretiert werden wie der Sonnenmythos der nordischen Bronzezeit zeigt. Es handelt sich dabei um eine immerwährende Reise der Sonne während des Tages und der Nacht: am Morgen wird die Sonne von einem Fisch an ein Schiff übergeben; mittags wird sie von einem Pferdchen übernommen und erneut an ein Schiff übergeben, auf dem sie bis zum Abend über den Taghimmel reist. Gegen Abend wird die Sonne dann von einer Schlange übernommen, die sie vermutlich auf der Fahrt durch die nächtliche Unterwelt begleitet, die durch ein unbeladenes Schiff dargestellt wird. Die Schlangennadel aus Eßlingen besitzt auch drei Paare dreieckiger Anhänger mit kleinen Seitenarmen und einer großen Öse. Sie sehen wie stilisierte Menschen aus. Jedoch ist zu bedenken, daß in der Spätbronzezeit anthropomorphe Darstellungen ansonsten fehlen. Diese Bildzeichen können aber mit anderen, in der bronzezeitlichen Welt weitverbreiteten Heilszeichen in Verbindunggebracht werden. Diese sind ähnlicher Gestalt wie zum Beispiel das ägyptische Anch-Zeichen, das für Leben und Weiterleben im Jenseits steht, oder verwandte hetithische Zeichen. Das Gehänge von Eßlingen vereint demnach Zeichen des Lebens mit den Mächten der Dunkelheit.

Autor

Archäologische Staatssammlung München

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