Königin Victoria sitzend im Halbprofil nach links, am Tag ihres diamantenen Thronjubiläums

Die „Witwe von Windsor“ ist zur Ikone ihrer selbst erstarrt. Ihr bleibt nur der Rückblick auf die nach ihr benannte Ära. Anlässlich ihres „Diamond Jubilee“ am 22. Juni 1897 hatte Queen Victoria im Atelier von Hughes & Mullins in Ryde auf der Isle of Wight Porträtfotografien von sich in Auftrag gegeben, die sie in reich bestickter Witwentracht wie ein unverrückbares Denkmal auf einem Sessel thronend darstellen. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie um nahezu vier Jahrzehnte ihren Ehemann Albert und bereits zwei ihrer Kinder überlebt. Alice war 1878 an Diphterie, Leopold 1884 an seiner Bluterkrankheit verstorben. Das Unglück ihrer ältesten Tochter Victoria, der deutschen „Kaiserin Friedrich“ konnte sie nur aus der Ferne mit einem intensiven Briefwechsel begleiten. Mutter und Tochter starben beide im Jahr 1901. Ihre eigenwillige Persönlichkeit und ihre Art als konstitutionelle Monarchin trotzdem auf die Politik des Landes eingewirkt zu haben, sind durchaus kritisch zu beurteilen. Doch ihr untadeliges moralisches Vorbild hatte dem Volk das Vertrauen in die Monarchie zurückgegeben. Geschickt hatte sie es bis zuletzt verstanden, sich und ihr Familienleben in einer vorher nie da gewesenen Medienkampagne in Szene zu setzen.

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