Goldblattkreuz

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

Die seltenen Kreuze aus hauchdünnem Goldblech waren im 6. und 7. Jahrhundert Totenschmuck. Die frühesten Exemplare finden sich in Italien in Gräbern von Langobarden kurz nach deren Einwanderung im Jahre 568. Goldblattkreuze liegen zumeist im Schädel- oder Brustbereich von Frauen und Männern. Sie wurden eigens für die Grablege hergestellt und auf Stoffe aufgenäht, wie die Löcher am Spöttinger Kreuz zeigen. Sie sind Zeugnis eines demonstrativen Bekenntnisses der Familien der Toten zum Christentum. Das nahezu ausschließlich verwendete Material Gold zeigt, dass es sich um den Bestattungsbrauch einer gehobenen Bevölkerungsschicht handelt. Die Herstellung der Goldblattkreuze erfolgte über Pressmodel aus Holz. Beim Goldblattkreuz von Spötting wurde offenbar der Model für die Riemenenden einer Beinbekleidung mit einem gesondert für dieses Goldblattkreuz gefertigten Model kombiniert. Im Zentrum des Spöttinger Kreuzes steht nämlich das bislang einzigartige Porträt einer menschlichen Figur mit im Gebetsgestus zum Kopf hin erhobenen Armen. Wahrscheinlich ist mit dieser Darstellung Christus selbst gemeint. Die Beigabe von Goldblattkreuzen zeigt, dass es im 6./7. Jahrhundert enge Kontakte zwischen den Menschen nördlich der Alpen und Italien gegeben hat. Die christlichen Hintergründe für die Beigabe von Goldblattkreuzen dürften in Süd- und Südwestdeutschland dieselben gewesen sein wie südlich der Alpen.

Autor

Archäologische Staatssammlung München

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