Lotoskelch

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München

Beschreibung

Die Lotoskelche bilden eine kleine Gruppe kostbarer Trinkgefäße, die am Königshof und in der Oberschicht zu besonderen Anlässen verwendet wurden. Sie sind eine Neuschöpfung der ersten Hälfte der 18. Dynastie (ab ca. 1450 v. Chr.) und nur in wenigen Exemplaren überliefert.

Dieser Kelch hat die Form einer Blüte des Blauen Lotos mit spitz auslaufenden Blütenblättern. Über einem nahezu halbkugelförmigen unteren Ansatz steigt die Wandung des Gefäßes fast senkrecht nach oben, um in etwa zwei Drittel der Höhe noch einmal nach außen zu schwingen. Die Standfläche ist verhältnismäßig klein, der Gefäßfuß verjüngt sich leicht nach oben. Die Details der Kelch- und Blütenblätter sind in flachem Relief modelliert. In der für den Blauen Lotos charakteristischen Form laufen sie oben spitz zu. Dabei reichen sie nicht ganz bis zum Gefäßrand, der durch einen schmalen, horizontalen Wulst abgesetzt ist. Diese Abweichung vom Naturvorbild der Lotosblüte läßt sich auch bei anderen Exemplaren dieser Gefäßgattung beobachten und ist vielleicht ein Hinweis auf die Werkstatt.

Wie keiner anderen Pflanze in Ägypten kommt dem Lotos eine umfassende symbolische Bedeutung zu. Die Lotosblüte, die sich unter den Strahlen der Morgensonne öffnet, um sich am Abend wieder zu schließen, ist ein Bild des Sonnengottes und ein Symbol für den Kreislauf des Lebens. An einer Lotosblüte oder den Duftstoffen im Lotoskelch zu riechen, bedeutet, göttlichen Hauch einzuatmen.

Autor

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München (SMAEK)