Fragment eines verzierten Salblöffels

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München

Beschreibung

Die Gruppe der beiden gefesselten Feinde zeigt ein bislang einmaliges Motiv in der Gestaltung des Griffes für eine Löffelschale. Zwei männliche Figuren sind Rücken an Rücken in Höhe der Ellbogen an einen zwischen ihnen stehenden Pfahl gebunden, der die Gestalt einer Papyrusdolde zeigt. Diese endet in Scheitelhöhe der beiden Figuren; darüber ist der gebogene Ansatz einer großen, ovalen Löffelschale erhalten. Die beiden Figuren sind durch ihre Ikonographie als Ausländer gekennzeichnet. Der linke Mann, mit langen Haaren, Hakennase und Bart, ist ein Asiate; der rechte Mann, mit Löckchenfrisur, platter Nase und schwarzem Gesicht und Oberkörper, ist ein Nubier. Er verkörpert den Süden, der Asiate den Norden, gemeinsam stehen sie für die Gesamtheit der Fremdländer, die von Ägypten beherrscht werden.

Seit der Frühzeit (3100-2686 v. Chr.) sind in Ägypten Löffel mit figürlich gestalteten Griffen bekannt, gefertigt aus Elfenbein und Holz, Stein und Fayence. Sie dienten zur Aufbewahrung und Darbringung von Salböl. Im privaten Umfeld wurde dies zur Körperpflege verwendet, die Löffelgriffe (oder der gesamte Löffel) zeigen pflanzlich Motive wie Blüten oder Blumensträuße, Musikantinnen und Schwimmerinnen oder Tiere wie Enten oder Antilopen. Daneben wurden die verzierten Salblöffel im Kontext der Opfer an die Götter im Tempel verwendet. Hier treten Ausländer, Tiere oder die Kartusche, das den königlichen Namen umschließende Oval, als Motive der Löffel(griffe) auf.

Die auf den Körpern und Schurzen verteilten schwarzen Punkte sind charakteristisch für eine Fayence-Werkstatt im Nildelta. Sie geben zusammen mit der matt hellgrünen Farbe und Beschaffenheit der Fayence den Hinweis auf die Datierung in die Dritte Zwischenzeit.

Autor

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München (SMAEK)