Knabe mit der Gans

Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek

Beschreibung

Die Gruppe geht auf ein griechisches Bronzeoriginal zurück, das um 220 vor Christus entstanden ist. In Bronze war die Stütze zwischen den Beinen von Knabe und Gans nicht vonnöten, die bei den Marmorwiederholungen das Bild stark beeinträchtigt. Die Glyptothek besitzt eine der bedeutendsten römischen Überlieferungen dieses Themas. Sie stammt aus der Quintiliervilla an der Via Appia südlich von Rom.

Dargestellt ist ein etwa drei Jahre alter Junge, der mit einer Gans kämpft. Der Knabe hat den Gänsehals mit beiden Armen umschlungen. Um sein Körpergewicht wirkungsvoll einzusetzen, beugt er sich zurück und stemmt sich breitbeinig gegen den Boden. Auch die Gans hat ihre Füße weit auseinandergestellt und hält dagegen.

Das Motiv scheint auf den ersten Blick realistisch. Aber bekäme ein Kleinkind eine ausgewachsene Gans tatsächlich so zu packen? Würde es seinen Leichtsinn nicht bald bereuen, wenn das Tier sich aus der Umklammerung herauswände und es mit seinem Schnabel attackierte? Die hellenistische Kunst des 3. bis 1. Jahrhunderts vor Christus zeigt oft solche Spannungen, wie sie hier zwischen Realität und Fiktion aufgebaut werden. Dazu passt, dass bei der Gruppe zunächst nicht ganz klar wird, ob es sich um eine humorvolle oder ernste Szene handelt: Der Bildhauer hat den spielerischen Zweikampf in eine heroische Pose überführt, die an den Kampf des Herakles gegen den Löwen von Nemea erinnert. Das heitere Gesicht des Kleinen allerdings verrät, dass die Situation nicht allzu ernst zu nehmen ist.