"Trauer Gedächtnis Predigt" zum Tod Joseph II. (Hinterglasbild)

Stadtmuseum Kaufbeuren

Beschreibung

Dieses Hinterglasbild ist ein sogenanntes Spruchbild aus dem Kontext der protestantischen Hinterglasbildproduktion des 18. Jahrhunderts in Kaufbeuren. Das Spruchbild entstand anlässlich des Todes von Kaiser Joseph II. im Jahr 1790. Joseph II. wurde aufgrund seiner Religionspolitik verehrt, die eine freiere Glaubensausübung für Protestanten und Juden ermöglichte. In Kaufbeuren wurde des Todes des Kaisers würdevoll gedacht. So ist überliefert, dass die protestantische Dreifaltigkeitskirche zu diesem Anlass mit schwarzem Tuch ausgekleidet wurde. Auf einer weißen Kartusche gibt eine Inschrift den Tod des Kaisers bekannt und zitiert zwei Bibelverse der Morgens- und Mittagspredigt. Ein Vers stammt aus dem apokryphen Bibelbuch Jesus Sirach (Sirach 40, Vers 1-4) und beklagt "das Elend des Menschen", der – egal ob reich oder arm – zum Tode verurteilt ist. Der zweite im Bild zitierte Vers stammt aus dem 5. Buch Mose (Mose 32, Vers 39) und verweist auf die Allmächtigkeit Gottes, in dessen Hand Leben und Tod liegen. Die weiße Kartusche wird von Blumenranken auf schwarzem Grund eingerahmt. In den unteren Bildecken sind zwei Putti dargestellt, die jeweils das Kaufbeurer Wappenschild tragen. Eines der beiden Wappen ist um den reichsstädtischen Adler ergänzt. Kaufbeuren zählte in der Frühen Neuzeit zu den bikonfessionellen Reichsstädten. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden vor diesem Hintergrund Hinterglasbilder mit protestantischer Bildsprache und Aussageabsicht.

Autor

Susanne Sagner / Petra Weber

Rechtehinweis Beschreibung

RR-F