Flohfalle (?)

Deutsches Medizinhistorisches Museum

Beschreibung

Früher stand dieses Objekt mit der Erklärung "Flohfalle. Buchsbaum gedrechselt" in der Dauerausstellung des Medizinhistorischen Museums. Die Besucher liebten die Vorstellung, dass die Damen des Rokoko mit seiner Hilfe die kleinen Plagegeister einzufangen suchten, die sich unter ihren Röcken tummelten. Daraus entstand der Gedanke zu der Ausstellung "Flöhe im Museum" (2015). Bei den Recherchen zum Thema Flohfalle wurde bald klar, dass die bisherige Interpretation des Objektes revidiert werden musste: Es ist keine Flohfalle, sondern wohl eher ein Dekorationsartikel, der mit duftenden Substanzen gefüllt werden konnte. Seine körperferne, stationäre Handhabung deckt sich zu wenig mit den historischen Beschreibungen von Flohfallen, die in der Regel als stab- oder eiförmige Fallen geschildert wurden, die man in die Perücke steckte oder an einer langen Schnur um den Hals trug. Auch die Materialangabe musste revidiert werden: Es handelt sich nicht um Buchsbaum, sondern um das Holz der Coquilla-Nuss, der extrem harten Frucht einer brasilianischen Palme (Attalea funifera).

Zur Verwendung wurden die Flohfallen aufgeschraubt, mit einem klebrigen Lockstoff bestückt und wieder verschlossen. Der Geruch lockte die Flöhe an, sie schlüpften durch die Löcher in die Falle und blieben am Köder hängen. Die gefangenen Flöhe wurden von der Fallenbesitzerin mit spitzen Fingern abgepflückt und entweder ins Feuer geworfen oder – das ist die klassische Variante der Flohtötung – zwischen den Fingernägeln zerknackt.

Autor

Marion Maria Ruisinger