Der blaue Kunigundenmantel, Gesamtansicht

Diözesanmuseum Bamberg

Beschreibung

Im Bamberger Domschatz haben sich sechs sog. Kaisergewänder erhalten, die als Erinnerungsstücke an die Bistumsgründer Kaiser Heinrich II. († 1024) und seine Gattin Kunigunde († 1033) gelten. Zu dieser Gruppe gehört auch der blaue Kunigundenmantel, das weltweit älteste erhaltene liturgische Gewand mit einem flächenfüllenden Bildprogramm. Er präsentiert sich als ausgebreiteter Halbkreis mit einem durch Flechtbänder verbundenen System aus 56 Medaillons. Die Darstellungen in den Medaillons zeigen drei Themen: Die vier senkrechten Medaillonreihen der Rückenmitte beziehen sich auf die Geburt Christi; parallel zur vorderen Öffnung des Mantels, entlang der oberen Bildkante findet sich in 16 Medaillons ein Petruszyklus und in den verbleibenden Medaillons ein Prophetenzyklus. Die Umschriften, die die Darstellungen rahmen, greifen liturgische Gesänge (Antiphonen) der entsprechenden Festtage auf. Aufgrund des Bildprogramms und seiner Ornamentik, die Parallelen in anderen Stiftungen des Kaiserpaares haben, dürfte dieses explizit liturgische Gewand als Stiftung Kunigundes an den Bamberger Dom angesehen werden. Sein Reliquienstatus führte dazu, dass die Goldstickereien 1437-1441 aus dem ursprünglichen Gewand ausgeschnitten und auf einen italienischen Seidenatlas appliziert wurden. Auch wenn diese spätmittelalterliche Übertragung sehr bestandserhaltend durchgeführt wurde, ist der Mantel durch diese Übertragung und seine Restaurierung 1951-1953 um etwa 14 cm länger geworden.