Tisch in der Residenz Ansbach, Audienzzimmer des Gästeappartements, R.21

Bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen

Beschreibung

Die Platte gehörte ursprünglich nicht zu dem zierlichen Tisch. An den Längsseiten passt sie gerade so auf die Zarge, an den Schmalseiten überragt sie sie beträchtlich, sodass die weit aufgerissenen Mäuler der Drachen, die Schnäbeln ähneln und deren Zunge und Gaumen aufwändig gerieft sind, in Aufsicht nicht zur Geltung kommen. Eine kleinere Platte würde zur Zartheit des Möbels besser passen.

Seine Provenienz ist vermutlich französisch, denn mit Möbeln aus der Zeit mit vergleichbaren Drachenmotiven (Schloss Nymphenburg, Geheimes Ratszimmer) hat es wenig zu tun.

Die Drachen, deren feingliedrige Flügel die Zarge stützen, formen mit ihren zottelig behaarten Körpern einen schmalen C-Bogen, der auf einem bocksbeinartig gebogenem Bein aufsitzt, das in einer nach innen gerollten Volute endet, die dann aber noch einmal von einer gegenläufig gerollten verlängert wird. Die C-Bögen des zierlichen Kreuzsteges arbeiten ebenfalls mit dieser Gegenläufigkeit und treffen sich mit ihren Voluten in der Mitte, an einer Standfläche für Vasen oder ähnliche Schmuckstücke. (Die geschnitzte Rosette darauf wurde erst später hinzugefügt.)

Diese Seitenansicht zeigt eine der vier Karyatiden der Tischplatte als kurioses Mischwesen, das sich nur aufgrund seiner Flügel als Drache identifizieren lässt.

Sein weit geöffnetes Maul ähnelt aber mehr einem Entenschnabel , sein zotteliges Fell, das die Form des C-Bogens nachzeichnet und sich als Schwanz rückwärtig aus dessen Mitte nach unten schlängelt, eher dem eines Satyrs.

Dieser Schwanz hat keinerlei anatomischen Ansatz und nimmt eine rein ornamentale Funktion ein, indem er in das aufgerollte Akanthusblatt an der Vorderseite überleitet.

Bei dem greinenden Gesichtsausdruck des „Drachens“ muss die Last der Tischplatte offensichtlich eine äußerst schwere sein!

Dass das Mischwesen zum Tragen mehr als seinen Kopf und seine Flügel braucht, zeigt die Frontalansicht. Das Blüten- und Blattwerk, das am oberen Ende des C-Bogens in Profilansicht aus der Rosette wächst, verwandelt sich en face in Ärmchen, die die Flügel unterstützen.

Autor

Sabine Seibert

Rechtehinweis Beschreibung

CC BY-NC-SA 4.0