Hermann Lingg. Zum 70. Geburtstag

Das vorliegende Dokument stellt eine gedruckte Rezension Julius Grosses (1828-1902) zu einer literarischen Persönlichkeit im Umfeld der "Krokodile" dar: Hermann Lingg (1820-1905). Weitere Rezensionen finden sich im Nachlass zu Emanuel Geibel (1815-1884) und Friedrich Bodenstedt (1819-1892). Während das Gedenkblatt zu Geibel ein persönlicher Nachruf auf den Verstorbenen ist, werden Bodenstedt und Lingg zu ihrem 70. Geburtstag als Dichter gefeiert.

Anders als beispielsweise beim naturalistischen Dichter Michael Georg Conrad (1846-1927) überwiegen in Grosses Lebensskizze zu dem Gefeierten die positiven Einschätzungen und lassen ihn geradezu hymnische Töne anstimmen:

"Wenn Alles mit rechten Dingen zuginge, müßte Linggs 'Völkerwanderung' längst in dreißigster und vierzigster Auflage vorliegen und keine Hochschule, wie keine Akademie dürfte sich ausschließen, diesem Meisterwerk ihre Beachtung zu widmen. Dieselben Vorzüge seiner lyrischen Dichtungen: blendender Farbenpracht, berauschender Phantasie - die verschollene Zeiten und Gestalten mit magischem Reiz emporzuzaubern weiß, finden sich in noch höherem Grade in diesem Epos. Die Kraft des Dichters wächst mit seinem Stoff und selbst in der Gleichartigkeit mancher Ereignisse in Schlachten, Eroberungen, Raubzügen weiß Lingg immer neue Töne anzuschlagen, so daß sich auch nicht eine Parallelstelle bemerklich macht, eine Unerschöpflichkeit und Mannigfaltigkeit der Gestaltungskraft, in der ihm keiner aller lebenden Dichter Deutschlands gleichkommt."

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