Mappe Hermann Lingg

Die vorliegende Mappe aus dem Nachlass des Münchener Literatur- und Kunsthistorikers Hyacinth Holland (1827-1918) enthält gesammelte Zeitungsartikel Hollands zum Dichter und Arzt Hermann von Lingg (1820-1905), dessen Gedicht "Das Krokodil von Singapur" den Namen für den Münchener Dichterkreis "Krokodile" gab.

Lingg blieb im Kreis der "Krokodile" ein Solitär, der Anregungen kaum aufnahm. Trotz der Fülle seiner Werke sprachen Freunde und Zeitgenossen von der fehlenden Entwicklung in seinem Œuvre: Er sei "ein rastloses Talent ohne das Correktiv der Selbstkritik", so sein "Krokodil"-Kollege Hans Hopfen (1835-1904). Dennoch genoss Hermann von Lingg in den folgenden Generationen bis zum Expressionismus eine einmalige Achtung, während andere "Krokodil"-Mitglieder, allen voran Paul Heyse (1830-1914), extremer Kritik ausgesetzt waren. Naturalistische Dichter und Literaturkritiker wie Julius Hart (1855-1930), Michael Georg Conrad (1846-1927) und Hermann Conradi (1862-1890) baten Lingg um Mitarbeit in ihren Blättern.

Gleichwohl war diese Wertschätzung nicht nur affirmativ, wie man in der vorliegenden Mappe nachlesen kann: "Wenn nun auch die Lingg'schen Dichtungen im Allgemeinen und in der Hauptsache künstlerische Verdauungsergebnisse der akademischen Stallfütterung mit den ewig grübelnden, visionären Wiederkäuereien längst verschollener Geschichtsprozesse sind, also eine Kunst aus der Künstlichkeit der Erziehung und Bildung, eine Kunst zweiter Hand sozusagen, so sind sie doch zuweilen voll guter Gedanken, starker Empfindungen und elementarer Leidenschaftsausbrüche." (Michael Georg Conrad, "Begegnungen" in: Münchner Kunst, II. Jg., Nr. 4, 25. Januar 1890, S. 26)

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