Schriftstücke aus dem Kreise der Krokodile

Die von Friedrich Bodenstedt (1819-1892), Wilhelm Hertz (1835-1902) und Joseph Victor von Scheffel (1826-1886) besorgte "Sammlung von Schriftstücken aus dem Kreise der Krokodile" enthält hauptsächlich Scherzgedichte diverser Autoren aus dieser Literatenvereinigung. Sie stammt aus dem Nachlass des Schriftstellers und Journalisten Oskar Horn (1841-1908), der einige Zeit lang deren Schriftführer, Bücherwart und Kassenführer war.

Scherze waren keine Seltenheit bei den "Krokodilen". Mit einem Scherzgedicht, dem "Krokodil zu Singapur" von Hermann Lingg (1820-1905), erhielt der Münchener Dichterkreis seinen Namen; dessen strenger "Dichterpapst" Emanuel Geibel (1815-1884) ging sogar mit liebenswürdigem Humor auf den Maskenscherz ein, den ein mit den "Krokodilen" befreundeter Bildhauer in Ton modellierte, und dichtete zwei weitere Krokodillieder. Hin und wieder wurden auch anonyme Texte vorgetragen, wobei sich der Anonymus als Urheber seines eigenen Spott- und Scherzgedichtes zu erkennen gab: Dieser Eigenart folgte z.B. der "Krokodil"-Gründer und spätere Literaturnobelpreisträger Paul Heyse (1830-1914) auf einem Festsouper, um sich mit Versen wie "Laß dein episches Geflöte, laß die tragische Poesie! / Der berufne 'junge Goethe' / wird ein alter Goethe nie" kokett selbst zu ironisieren. Und über den Gastautor der "Krokodile" Joseph Victor von Scheffel wusste Heyse zu berichten, dass er sich anfangs "etwas steif und wortkarg verhielt [...], bis der Humor in ihm aufwachte und ein im trockensten Ton hingeworfenes Scherzwort Zeugnis von seiner frischen Geistesgegenwart gab." (Paul Heyse, Jugenderinnerungen und Bekenntnisse, 1901)

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