Karl Stieler

Karl Stieler (1842-1885) wurde als Sohn des königlich-bayerischen Hofmalers Joseph Stieler (1781-1858) und dessen zweiter Frau Josephine von Miller (1809-1890) in München geboren. Trotz seiner literarischen Neigungen hegte er einige Zeit den Wunsch, wie sein Vater Maler zu werden. Er entschied sich aber fürs Jusstudium, das er 1869 mit dem Staatsexamen und der Promotion abschloss. Am Bayerischen Reichsarchiv München wurde er als Archivbeamter angestellt. Seit 1882 war er hier Assessor.

Am 27. Mai 1871 heiratete Stieler die Nürnberger Kaufmannstochter Mary Bischof, mit der er drei Töchter hatte, von denen Dora Stieler (1875-1957) die dichterische Begabung des Vaters erben und drei Gedichtbände in Hochdeutsch und Mundart veröffentlichen sollte. Karl Stieler selbst gehörte wie seine Dichterkollegen Paul Heyse (1830-1914) und Emanuel Geibel (1815-1884) den "Krokodilen" an und beteiligte sich an der Herausgabe illustrierter Prachtfolianten der Gründerzeit.

Seine eigenen literarischen Früchte kamen in Form von Reisebildern in Zeitungen, Zeitschriften und Büchern, aber auch Gedichtbänden zum Ausdruck. Bereits 1865 erschien sein Lyrikband "Bergbleamln", 1869 das Buch "Posthornklänge" mit Reisebildern. Sowohl schriftdeutsche Gedichte ("Hochlandslieder", 1879; "Neue Hochlandslieder", 1881; "Ein Winteridyll", 1885) als auch – an Franz von Kobell (1803-1882) erinnernde – Mundartlyrik ("Weil's mi freut!", 1876; "Habt's a Schneid!?", 1877; "A Hochzeit im Gebirg", 1880; "In der Sommerfrisch", 1883) zählten zu Stielers dichterischem Repertoire. Viele seiner Dichtungen entstanden in seinem Haus am Tegernsee.

In seinen Erlebniswelten konkurrieren der intellektuelle Großstädter und der volksnahe, auf die Jagd gehende naturverbundene Hochländer. Seine lyrischen Genrebilder aus dem Leben der bayerischen Landbevölkerung oszillieren dabei zwischen düster-satirischer und humoristischer Färbung. Weniger Erfolg hatten indes seine "Stimmungsbilder" aus dem Krieg von 1870/71, die 1886 postum unter dem Titel "Durch Krieg und Frieden" herauskamen und von deutschnationalem Hurrapatriotismus durchzogen sind.

Im Winter 1884/85 zog sich Stieler eine schwerwiegende Erkältung zu, von der er sich nicht mehr erholte: Nach einer Kahnfahrt im März 1885 wurde er mit hohem Fieber nach München zurücktransportiert, wo er in seiner Wohnung verstarb.

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Karl Stieler: Literarische Arbeiten

Karl Stieler (1842-1885) Nachlass: Literarische Arbeiten. A Hochzeit in de Berg. Gedicht. - BSB Stieleriana II 10.I.4

2 Fotos von Karl Stieler

Karl Stieler (1842-1885) Nachlass: 2 Fotos von Karl Stieler - BSB Stieleriana II 12.I.4

Haarlocke von Karl Stieler

Karl Stieler (1842-1885) Nachlass: Haarlocke von Karl Stieler - BSB Stieleriana II 12.I.5

Karl Stieler: Gedenk-Blätter gesammelt bei seinem tiefbeklagten allzufrühen Tode

Karl Stieler (1842-1885) Nachlass: Karl Stieler. Gedenk-Blätter gesammelt bei seinem tiefbeklagten allzufrühen Tode - BSB Stieleriana II 12.II.7