Hermann Lingg

Hermann Lingg (1820-1905), Sohn eines Gerichtsadvokaten, verbrachte seine Kindheit am Bodensee. Auf Wunsch des Vaters wurde er Arzt, nachdem er seit 1837 in München Medizin studiert und 1843 mit der Promotion abgeschlossen hatte. Eine Anstellung fand er bei der Armee, die ihn als Unterarzt in Augsburg beschäftigte.

Die Revolution von 1848 brachte sein Seelenleben allerdings gehörig durcheinander: Durch Versetzung nach Straubing, Passau und Unterfranken in den Strudel militärischer Rochaden hineingezogen, kämpfte Lingg 1849 gegen die Aufständischen in Baden, bis er schließlich geistig verwirrt in ein Sanatorium bei Cannstatt eingeliefert werden musste. Aufgrund seines Zustands wurde er nicht mehr in den Militärdienst aufgenommen und 1853 zwangspensioniert.

Die Heirat mit der Forstaufseherstochter Seraphine Lang (1817-1903) führte zur psychischen Stabilisierung Linggs, der seit 1852 wieder in München lebte. Hinzu kam die dichterische Anerkennung: Durch Freunde lernte er Emanuel Geibel (1815-1884) kennen, der Gefallen an seinen Gedichten fand und sie 1854 zur Publikation an den Cotta-Verlag in Stuttgart vermittelte. Zur gleichen Zeit begann sich auch König Max II. von Bayern (1811-1864) für Lingg zu interessieren, der ihm durch ein festes Jahresgehalt seinen finanziellen Status absichern half. Unter dem Vereinsnamen 'Teichkrokodil' wurde Lingg wenig später zum Mitbegründer der "Krokodile".

Er entwickelte sich zu einem bedeutenden historischen Lyriker seiner Zeit, indem er den Geschmack des sich kulturell aus dem germanischen Mythos legitimierenden neuen deutschen Kaiserreichs traf. In der Münchener Gesellschaft bewährte er sich im Verfassen von Gelegenheitsgedichten und Festprologen. Neben weiteren Gedichtbänden (u.a. "Vaterländische Balladen und Gesänge", 1869) versuchte sich Lingg als Dramatiker (u.a. "Catilina", "Die Walkyren", beide 1864), fand aber nicht den rechten Erfolg. Dagegen pries er sein Versepos in Oktaven "Die Völkerwanderung" (1866-68) als sein Hauptwerk. Lingg veröffentlichte zudem Novellen, u.a. "Byzantinische Novellen" (1881), "Von Wald und See" (1883) sowie "Furchen - Neue Novellen" (1889).

Zum Lebenshöhepunkt wurde die Feier seines 70. Geburtstags im Jahr 1890, als er von Prinzregent Luitpold (1821-1912) in den Adelsstand erhoben, zum Ehrenbürger der Stadt München ernannt und mit einem Festabend im Münchener Kolosseum geehrt wurde. Die letzten Jahre widmete Lingg der Niederschrift seiner 1899 erscheinenden Autobiografie "Meine Lebensreise".

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Hermann Lingg: Manuskripte

Nachlass von Hermann Lingg (1820 - 1905) - BSB Linggiana / A. Hermann Lingg (1820 - 1905) Nachlass: Manuskripte von Hermann Lingg - BSB Linggiana A