Dolchstoßlegende (Titelblatt der „Süddeutschen Monatshefte“, April 1924)

Spätestens nach den erfolglosen Frühjahrsoffensiven an der Westfront 1918 stand die bevorstehende Niederlage des Deutschen Reichs unausweichlich fest. Statt die Gründe für die Kriegsniederlage bei der militärischen Überlegenheit der gegnerischen Kriegsparteien zu suchen, sahen Oberste Heeresleitung und rechte Parteien die Hauptursache hierfür an der "Heimatfront" gegeben: Defätismus und vor allem die Novemberrevolution hätten der im "Felde unbesiegten" Armee von hinten einen "Dolchstoß" versetzt, wodurch das Deutsche Reich zur Annahme des Waffenstillstands von Compiègne am 11. November gezwungen worden sei. Die Schuld an der Kriegsniederlage und den daraus resultierenden Folgen wurde somit dem 1918/19 neuentstandenen demokratischen Staat zugeschoben, besonders der Sozialdemokratie, aber auch pauschal "dem" Judentum.

Die Propagierung der Dolchstoßlegende erfolgte in zahlreichen einschlägigen Medien, z.B. in den von Nikolaus Cossmann (1869-1942) in München herausgegebenen nationalistischen "Süddeutschen Monatsheften". Kurz vor den Reichstagswahlen am 4. Mai 1924 befassten sich zwei Ausgaben der Monatshefte schwerpunktmäßig mit der deutschen Kriegsniederlage und suchten die These vom "Dolchstoß" zu beweisen. Auf dem Titelblatt der Aprilausgabe ist dabei ein mit einem Stahlhelm gerüsteter deutscher Soldat zu sehen, der durch einen überdimensionierten Dolch niedergestreckt wurde.

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