Ultimatum der Regierung Hofmann an Anhänger der Räterepublik in Unterfranken, 10. April 1919

Würzburg stellte als Sitz der Kreisregierung von Unterfranken und Aschaffenburg und Standort des Zweiten Generalkommandos der Bayerischen Armee eine der wichtigsten Städte Nordbayerns dar. Im April 1919 sollte ein Revolutionärer Arbeits-Ausschuss die viertgrößte Stadt des Landes für die Räterepublik gewinnen. Dieser Ausschuss setzte sich aus Kommunisten und Unabhängigen Sozialdemokraten zusammen, die in Würzburg allerdings eine verschwindend geringe Minderheit darstellten. So lag die USPD bei den Anfang 1919 abgehaltenen Wahlen dort mit 0,5% deutlich unter dem ohnehin geringen Landesdurchschnitt.

Als am 7. April 1919 der Kommunist Anton Waibel (1889-1969) auf dem Neumünsterplatz die Räterepublik proklamierte, stieß dies nicht nur beim Bürgertum, sondern auch bei der Mehrzahl der Arbeiter und der Garnison auf breite Ablehnung. Unterstützt von mehreren hunderten Soldaten, die sich auf seine Seite geschlagen hatten, versuchte der Revolutionäre Arbeits-Ausschuss trotzdem die Räteherrschaft durchzusetzen, indem er strategisch wichtige Gebäude in der Stadt besetzen ließ und Geiseln nahm. Allerdings stellten sich nicht nur der überwiegende Teil der Würzburger Garnison und die Arbeiter hinter die Regierung Hoffmann, sondern wurde die Stadt auch durch einen Bürgerstreik lahmgelegt. Bereits am 9. April gelang es regierungstreuen Soldaten und Freiwilligen unter Major Hans von Seißer (1874-1973), den Sitz des Revolutionären Arbeits-Ausschusses in der Residenz zu stürmen und die Räterepublik in Würzburg gewaltsam zu beenden, wobei 29 Menschen ihr Leben verloren.

Nach der Sicherung der Stadt wandten sich die regierungstreuen vereinigten Arbeiter-, Bürger- und Soldaten-Wehren des Standorts Würzburg den Revolutionären Aktions-Ausschüssen in Aschaffenburg, Lohr und Schweinfurt zu, die ebenfalls Räterepubliken ausgerufen hatten. In einem Ultimatum, das per Flugzeug über die betroffenen Städte abgeworfen wurde, forderten Vertreter des Soldatenrates, der Regierung und des Generalkommandos am 10. April mit sofortiger Wirkung die Freilassung von Geiseln, die Auslieferung aller Waffen und Rädelsführer sowie die Wiederherstellung der ordentlichen Behörden. In Aschaffenburg und Lohr, wo die Räterepublik ohnehin keinen nennenswerten Rückhalt hatte, gaben die Revolutionären Ausschüsse dem Ultimatum noch am selben Tag nach. Anders verhielt es sich in Schweinfurt, das sich den Forderungen aus Würzburg in Teilen verweigerte, was dazu führte, dass am 29. April Regierungstruppen aus Würzburg und Bamberg die USPD-Hochburg besetzten. Die Kämpfe, zu denen es dabei kam, kosteten mehrere Menschenleben.

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