Die Regierung Hoffmann an die Bürger von Augsburg, 24. April 1919

In Augsburg herrschte seit dem 21. Februar 1919 der Belagerungszustand, nachdem es unter dem Eindruck der Meldung über die Attentate im Bayerischen Landtag in der Innenstadt zu schweren Ausschreitungen und Plünderungen gekommen war. Es bestanden starke Spannungen zwischen den linksradikalen Kräften und dem Bürgertum, aber auch den gemäßigten Mehrheitssozialdemokraten und Gewerkschaften. Als der Arbeiter-, Bauern- und Soldatenrat am 3. April in einer Massenveranstaltung die Ausrufung der Räterepublik in Bayern verlangte, schlossen sich die überrumpelten Mehrheitssozialdemokraten dieser Forderung zwar an. Bald schon nahm aber der sozialdemokratische Landtagsabgeordnete Siegmund Ulrich (1853-1928) Kontakt mit der Regierung Hoffmann in Bamberg auf.

Weitere Verhandlungen zwischen Augsburg und Bamberg, aber auch eine drohende Versorgungskatastrophe führten dazu, dass die Räterepublik bereits am 12. April wieder für beendet erklärt wurde. Als am 20. April allerdings die gegen München gerichteten württembergischen Verbände und Freikorpseinheiten in Augsburg einmarschierten, eskalierte die Situation doch noch. Bewaffnete Arbeiter, die den Einmarsch in das vermeintlich neutrale Augsburg als Verrat ansahen, stellten sich den regierungstreuen Truppen entgegen. In den westlich gelegenen Arbeitervierteln kam es zwei Tage lang zu heftigen Gefechten, die über 40 Todesopfer forderten.

Um die aufgebrachten Arbeiter zu beschwichtigen, versicherte der von der Regierung Hoffmann nach Augsburg entsandte sozialdemokratische Landtagsabgeordnete Clemens Högg (1880-1945) auf einem Flugblatt vom 22. April, dass die in der Novemberrevolution erlangten Errungenschaften durch die anwesenden Truppen nicht gefährdet würden. Diese seien in ihrem Handeln vorrangig gegen die Münchner Räterepublik gerichtet und würden Augsburg nach Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung so schnell wie möglich verlassen.

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