Aufruf der bayerischen SPD, die Regierung Hoffmann zu stützen und die Räterepublik zu stürzen, 10. April 1919

Von Bamberg aus organisierte die bayerische Regierung eine publizistische Offensive gegen die Räterepublik. Flugzeuge warfen täglich Flugblätter über München und den benachbarten Städten ab. Das hier gezeigte Flugblatt vom 10. April 1919 ist von der sozialdemokratischen Landespartei gezeichnet.

Das Flugblatt spricht direkt die "Münchener" an, stammt aber nach der Notiz am linken Rand womöglich aus Landsberg am Lech. Die SPD agitiert hier vehement für die Regierung unter Ministerpräsident Hoffmann und appelliert zugleich an den bayerischen Patriotismus. "Über die Tyrannis in München" lodere "im ganzen Land Empörung" auf. In der Landeshauptstadt würden "Fremdstämmige" und "Phantasten" herrschen. Damit bezieht sich die SPD auf die nicht-bayerische Herkunft von Protagonisten der Räterepublik wie Gustav Landauer (1870-1919) oder Ernst Toller (1893-1939).

Der Münchner Bevölkerung sollte verdeutlicht werden, dass die dortige Räterepublik "mit Ausnahme weniger Irregeleiteter" keine Unterstützer habe: "Das ganze Land steht auf." Ganz Nordbayern wende sich gegen die Räteregierung, ebenso die Arbeiter- und Bauernschaft sowie die Soldaten. In Südbayern würden die schwäbischen und altbayerischen Bauern gegen den "Münchener Saustall" mobil machen. Ausdrücklich verwahrt sich die SPD dagegen, die Regierung sei auf Hilfe von außen angewiesen. Es sei falsch, dass sich das im Thüringischen aufgestellte Freikorps Epp im Anmarsch befände, um die Regierung in Bamberg zu stützen (hier den Inhalt verfälschend als "stürzen" gedruckt). Dies spielt auf das Drängen der Reichsregierung an, unter dem Oberbefehl Berlins die Räterepublik militärisch zu beenden. Noch verweigerte sich die Regierung Hoffmann diesem Ansinnen.

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