Gustav Landauer, Erich Mühsam, Ernst Toller

Die anarchistisch bzw. sozialistisch orientierten Schriftsteller Gustav Landauer (1870-1919), Erich Mühsam (1878-1934) und Ernst Toller (1893-1939) gehören zu den wichtigsten Protagonisten der ersten Räterepublik. Die Fotos stammen aus der rechtskonservativ und antisemitisch geprägten Bildbroschüre "Ein Jahr bayrische Revolution im Bilde", die Heinrich Hoffmann (1885-1957) im Herbst 1919 herausgab. Darin waren die Fotos mit zynisch formulierten und parteiischen Bildunterschriften versehen. Ernst Tollers Porträt ist als Polizeifoto entstanden, aufgenommen nach seiner Festnahme im Juni 1919.

Gustav Landauer stammte aus Karlsruhe und lebte die meiste Zeit seines Lebens in Berlin. Im November 1918 folgte er einer Bitte Kurt Eisners (1867-1919) und ging nach München. Nach der Ausrufung der Räterepublik wurde Landauer zum "Volksbeauftragten für Volksaufklärung" ernannt. In seiner kurzen Amtszeit stieß er einige Reformen im Bildungssektor an; so trat er etwa dafür ein, die Prügelstrafe an den Schulen und das Zölibat für Lehrerinnen abzuschaffen. Desillusioniert von der weiteren Entwicklung trat Landauer drei Tage nach der Machtübernahme der Kommunisten am 16. April zurück. Kurz nach der Niederschlagung der Räterepublik wurde er verhaftet und am 2. Mai 1919 von Freikorpsangehörigen ermordet.

Erich Mühsam wurde in Berlin geboren und wuchs in Lübeck auf. Seit 1909 lebte er in München, wo er sich zu einer wichtigen Persönlichkeit der Schwabinger Bohème entwickelte. Seit Beginn der Revolution im November 1918 setzte er sich entschieden und durchaus gewaltbereit für ein Rätesystem ein. Während der ersten Räterepublik hatte er eine prominente Position im Revolutionären Zentralrat inne. Bereits am 13. April 1919 wurde Mühsam verhaftet und zu 15 Jahren Festungshaft verurteilt. Nach seiner Amnestierung lebte er seit 1924 in Berlin. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wurde Mühsam 1934 im KZ Oranienburg ermordet.

Ernst Toller stammte aus der preußischen Provinz Posen. Nachdem er bis 1917 am Ersten Weltkrieg teilgenommen hatte, studierte er Jura und Philosophie in München. Als Vorsitzender der USPD in Bayern und Vorsitzender des Revolutionären Zentralrats war er eine der Führungsfiguren der ersten Räterepublik. In seiner Funktion als Kommandant der Roten Armee in Dachau hatte er auch während der zweiten, kommunistischen Räterepublik eine wichtige Position inne. Im Juni 1919 wurde er verhaftet und zu fünf Jahren Festungshaft verurteilt. Seit 1924 lebte Toller als Schriftsteller in Berlin. 1933 emigrierte er in die Schweiz, bevor er 1936 in die USA ging. 1939 nahm er sich in New York das Leben.