Ausrufung der Räterepublik in München, 7. April 1919

Am späten Abend des 6. April 1919 beschloss in München eine Versammlung unter Führung des Zentralrats, des Revolutionären Arbeiterrats und der USPD, am nächsten Tag die "Räterepublik Baiern" auszurufen. Das Konzept der Räteregierung sah vor, dass die gesamte Wählerschaft in Räten organisiert sein sollte. Die Willensbildung sollte von unten nach oben erfolgen. Die Räte sollten jeweils Vertreter in die nächst höheren Gremien entsenden, an deren Spitze der "Revolutionäre Zentralrat" stand. Als dessen Vorsitzender fungierte Ernst Niekisch (1889-1967, MSPD), der jedoch schon am 8. April zurücktrat und von Ernst Toller (1893-1939, USPD) ersetzt wurde. "Volksbeauftragte" sollten eine Regierung bilden und an die Stelle der bisherigen Minister treten.

Der Übergang zur Räterepublik ging in München friedlich vonstatten, da sich Militär und Polizei ruhig verhielten. Zudem arbeiteten die Behörden reibungslos weiter. Das sozialistische Lager war jedoch gespalten: Lediglich die USPD befürwortete die Räterepublik. Die KPD lehnte sie ab und bezeichnete sie als "Scheinräterepublik". Die führenden Vertreter der MSPD hatten sich mehrheitlich für die parlamentarische Demokratie ausgesprochen.

Im Text des auf den 6. April datierten Plakats nennt der Revolutionäre Zentralrat mehrere seiner wichtigsten Ziele und Anliegen: So sei die Diktatur des Proletariats "zur Tatsache geworden", ein "wahrhaft sozialistisches Gemeinwesen" und eine "sozialistisch-kommunistische Wirtschaft" könnten nun verwirklicht werden. Die Presse solle sozialisiert, eine "Rote Armee" gebildet und ein "Revolutionsgericht" geschaffen werden. Wahrheitswidrig behauptet der Zentralrat, die bayerische Regierung sei zurückgetreten. Eine Zusammenarbeit mit der "verächtlichen" Reichsregierung in Berlin wird ausgeschlossen. Der Revolutionäre Zentralrat führt mit den Sowjetrepubliken Ungarns und Russlands auch Vorbilder der bayerischen Räterepublik an, mit deren Völkern er eine "brüderliche Verbindung" anstrebt. Schließlich erklärt der Zentralrat den 7. April zum Nationalfeiertag.

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