Demonstration für den Erhalt des Rätesystems auf der Münchner Ludwigstraße, 16. Februar 1919

Nachdem durch die Landtagswahl und den dortigen Sieg der bürgerlichen Parteien ein klares Signal in Richtung parlamentarische Demokratie gegeben worden war, versuchten die sich immer weiter radikalisierenden Räte ein Zeichen für den Erhalt des Rätesystems zu setzen. Am 16. Februar, kurz vor der Einberufung des neugewählten Landtages am 21. Februar, fand deshalb eine Demonstration für den Erhalt des Rätesystems in München statt. Es nahmen 15.000 Menschen am Zug von der Theresienwiese durch die Innenstadt teil.

Auf dem Foto eines unbekannten Amateurfotografen, das den Demonstrationszug in der Ludwigstraße zeigt, ist Ministerpräsident Kurt Eisner (1867-1919) in seinem Wagen sitzend zu erkennen. Eisner war durch die Wahlniederlage angezählt und versuchte durch die Übernahme der Leitung der Demonstration seine Popularität bei den Massen auszubauen, um damit sein politisches Überleben zu sichern. Dies gelang aber nicht, da ein Teil der Demonstranten ihm seine ambivalente Haltung zum Rätesystem vorwarf. Sie unterstellten auch den Mehrheitssozialdemokraten, die Teil seines Kabinetts waren, die Räte bald abschaffen zu wollen.

Hinter Eisners Wagen marschierte ein Demonstrant mit einem Schild, auf dem "Die Reaktion marschiert! Hoch das Rätesystem!" zu lesen ist. In der historischen Forschung wird das Schild kontrovers diskutiert. Einerseits wird es als Beleg für die Unterstützung der Rätebewegung durch Eisner gesehen, da die Aussage mit seiner Personen auf dem Bild verbunden wird. Andererseits wird es als Beleg für die Ablehnung der Person Eisners auf der Demonstration interpretiert. Der Demonstrant blieb kontinuierlich hinter dem Wagen Eisners und ist auf mehreren Fotografien zu sehen.

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