Bilanz und Folgen

Die Revolution vom 7. November 1918 hatte in Bayern nicht nur zu einem politischen Systemwechsel geführt und das Königreich zu einem Freistaat gemacht, sondern führte auch zu einer Reihe sozialer Errungenschaften wie die Begrenzung des regulären Arbeitstages auf acht Stunden bei gleichbleibendem Arbeitslohn. Die am 12. August 1919 verabschiedete demokratische Verfassung des Freistaates Bayern brachte seinen Bewohnern elementare Grundrechte, wie die Glaubens- und Gewissensfreiheit oder die gesetzliche Gleichstellung aller Staatsbürger, die heute - 100 Jahre später - als selbstverständlich angesehen werden.

Diese einschneidenden, wahrlich als revolutionär zu bezeichnenden, Veränderungen wurden allerdings von den Auswüchsen der Rätediktatur überdeckt, die zusammen mit der Kriegsniederlage und der Legende vom sogenannten Dolchstoß tiefe Spuren im öffentlichen Bewusstsein hinterließen. Die daran anknüpfende intensive Propaganda seitens bürgerlicher Kreise, die die Jahre 1918/19 im denkbar schlimmsten Licht darzustellen trachteten, beeinträchtigte die junge Demokratie und begünstigte den Aufstieg rechtsextremer und völkischer Parteien in Bayern, so etwa den der NSDAP.