Luther-Memoria und die Erinnerungskultur der Reformation

Ereignisse wie der Thesenanschlag 1517, Luthers Todestag und die Übergabe der Augsburger Konfession wurden von den Lutheranern bereits früh als Gedenktage begangen. Im Zusammenhang mit den öffentlichen Jubiläumsfeiern entstanden vielfach Medaillen, Erinnerungsblätter und andere Gedenkobjekte. Doch auch unabhängig von den großen Jubiläen blühte der Handel mit Luther-Devotionalien. Die Bildnisse Luthers und anderer Reformatoren zierten Gläser und Porzellangeschirr.

Auf die Spitze getrieben erscheint die Erinnerungskultur in jenen Objekten, die aus dem Holz der Luther-Buche von Altenstein geschnitzt wurden. In ihnen verband sich das durch die Darstellung angeregte Gedenken mit einer Art Reliquienkult. Bei der Luther-Buche handelte es sich um eine Buche, die am Ort der Entführung Luthers auf die Wartburg gestanden hatte. Als der Baum bei einem Unwetter am 17. Juli 1841 zerstört wurde, fertigte man aus dem Holz Luther-Devotionalien, die bald in ganz Europa begehrt waren. Die Kunstsammlungen der Veste Coburg besitzen u.a. zwei Statuetten Luthers und Melanchthons (Inv. Nr. Gr.Kat.XXI.050) sowie eine Relieftafel (Inv. Nr. Gr.Kat.XXI.028), die die Gefangennahme Luthers bei Altenstein darstellt.

Druckgraphische Erinnerungsblätter boten die Möglichkeit, einzelne Begebenheiten aus Luthers Leben vor Augen zu führen. So zeigt der 1817 – anlässlich des 300. Jubiläums des Thesenanschlags – von Friedrich Campe (1777-1846) herausgegebene Bilderbogen mit dem Titel "Erinnerungs-Tafel" ein zentrales Portraitmedaillon, um das acht Darstellungen von wichtigen Ereignissen gruppiert sind (Inv.-Nr. K.5565). Dazu zählen der Thesenanschlag, der Auftritt auf dem Wormser Reichstag 1521 und die Entführung auf die Wartburg.

Auch druckgraphische Folgen, wie sie u.a. von Wilhelm Baron von Löwenstern, Wenzel Pobuda und Gustav König (1808-1869) geschaffen wurden, stellten die wichtigsten Stationen aus dem Leben des Reformators vor. Von Gustav Königs Folge, die dem Coburger Künstler den Namen „Luther-König“ einbrachte, bewahren die Kunstsammlungen der Veste Coburg neben den Druckgraphiken auch die Vorzeichnungen.

Derartige druckgraphische Folgen erlebten viele Neuauflagen und prägten sich in das kollektive Gedächtnis ein. Lovis Corinth (1858–1925) knüpfte schließlich in den 1920er Jahren mit seiner lithographischen Luther-Folge an diese Tradition an.

Die anderen Teilsammlungen zu "Die ‚Luther-Veste‘. Martin Luther und die Reformation auf der Veste Coburg"

>> Diese Sammlung ist ein Teil des Bestandes Die "Luther-Veste" der Kunstsammlungen der Veste Coburg.