Konfessionelle Bildpropaganda

Das Zeitalter der Reformation und der Konfessionalisierung ist geprägt durch den propagandistischen Einsatz von Bildern. Herausragende Objekte in den Kunstsammlungen der Veste Coburg bezeugen dies, darunter Medaillen oder Gobelins. Das wichtigste Medium der Zeit aber war die Druckgraphik. Sie bot die Möglichkeit, Bild und Text in großer Auflage zu verbreiten und rasch auf aktuelle Ereignisse zu reagieren. Diese Eigenschaften der jungen Technik wurden konsequent genutzt und leiteten eine grundlegende Medienrevolution ein.

Die scharf geführte konfessionelle Debatte jener Zeit schlug sich in einer pointierten Bildpropaganda mit oft drastischen polemischen Darstellungen und Texten nieder. Flugblätter nahmen Stellung zu bedeutenden Ereignissen der Reformation wie auch zu den konfessionellen Auseinandersetzungen während des 30-jährigen Krieges. Durch die Wiederholung von verunglimpfenden Vorwürfen trugen die Flugblätter mit ihrer Kombination von Bild und Text maßgeblich zur Verfestigung von negativen Klischeevorstellungen bei.

So zeigt ein David de Negker (tätig um 1545–1587) zugeschriebenes Spottblatt auf die katholische Geistlichkeit (Inv. Nr. I,349,10a) ein Höllenwesen, das auf einem Ablassbrief sitzt. Auf dem Kopf des Wesens wird ein Mahl für diverse Geistliche bereitet, die von fliegenden Teufeln herbeigetragen werden. Der Holzschnitt kritisiert den Klerus, der aus den Einnahmen des Ablasshandels ein luxuriöses Leben bestreitet.

Obwohl die meisten Flugblätter auf Seiten der Protestanten entstanden und damit anti-katholische Propaganda verbreiteten, sind auch Flugblätter bekannt, die gegen die Protestanten gerichtet waren. Als Beispiel wäre der im frühen 17. Jahrhundert entstandene Holzschnitt "D. M. Luthers Jubel Glaß" (Inv. Nr. XIII,42,78) zu nennen, der den Vorwurf der Trunksucht und Völlerei auf Martin Luther (1483-1546) überträgt.

Interessanterweise richtete sich die lutherische Propaganda nicht nur gegen den Papst und den katholischen Klerus. Mitunter richtete sich die Kritik auch gegen Reformierte und andere protestantische Gruppen. Andererseits meldeten sich auch Stimmen zu Wort, die die Uneinigkeit und Zersplitterung innerhalb des Protestantismus beklagten. Von Interesse sind daher auch solche Objekte, die zur Aussöhnung zwischen den Konfessionen beitragen wollten. Dazu gehört der kostbare Moritzpfennig (Inv. Nr. Med. 148), auf dem der von Katholiken und Protestanten gleichermaßen anerkannte Text des Athanasischen Glaubensbekenntnisses zu lesen ist.

Die anderen Teilsammlungen zu "Die ‚Luther-Veste‘. Martin Luther und die Reformation auf der Veste Coburg"

>> Diese Sammlung ist ein Teil des Bestandes Die "Luther-Veste" der Kunstsammlungen der Veste Coburg.