Il Pomo d’Oro

Die Uraufführung von Francesco Sbarras (1611-1668) Festoper "Il Pomo d’Oro" zählt zu den Höhepunkten der am Wiener Kaiserhof mehrtägig aufgeführten Barockopern. Bis auf zwei Szenen, die Kaiser Leopold I. (1640-1705, Kaiser ab 1658) selbst vertont hatte, schrieb Antonio Cesti (1623-1669) die Musik.

Aber nicht allein der außergewöhnliche Umfang von fünf Akten, in denen auf zwei Tage verteilt 22 verschiedene Orte durch Szenenwechsel zu sehen waren, macht sie zu einer der prunkvollsten Barockopern. Vor allem die aufwändigen Kostüme und die spektakulären Bühnendekorationen von Lodovico Ottavio Burnacini (1636-1707), in denen die von ihm entworfenen Flug- und Bühnenmaschinen zum Einsatz kamen, versetzten das zeitgenössische Publikum durch Pracht und Effekte in Staunen.

1666 war diese "festa teatrale" für Leopold I. und seine Braut, die spanische Infantin Margarita Teresa (1651-1673), ursprünglich als Hochzeitsoper in Auftrag gegeben und verfasst worden. Die prunkvolle Aufführung fand jedoch erst zur Feier des 17. Geburtstags der Kaiserin am 12. (Prolog, I.+ II. Akt) und 14. Juli (III.-IV. Akt) 1668 in dem von Burnacini gerade fertiggestellten Opernhaus auf der Cortina in Wien statt.

Im Libretto, dem die mythologische Geschichte des Paris-Urteils zugrunde liegt, verzichten die drei Konkurrentinnen, die Göttinnen Juno, Pallas Athene und Venus, zugunsten der Kaiserin auf den goldenen Apfel und huldigen dadurch den in Margarita Teresa vereinten Tugenden von Weisheit, Tapferkeit und Schönheit. Die europaweit reichende, repräsentative Funktion dieser Huldigungsoper für das habsburgische Herrscherhaus verdeutlicht sich in der Verbreitung, da allein vier verschiedene italienische Ausgaben neben einer spanischen und einer deutschen Version des Librettos gedruckt wurden. Darin waren 23 Aufführungsbilder als Kupferstiche eingebunden.

>> "Il Pomo d’Oro" ist ein Teil des Bestandes "Bühnendekorations- und Szenenentwürfe" des Deutschen Theatermuseums.