Das Zeitalter der Romanik (12. Jahrhundert)

Die ottonische Buchmalerei überdauerte die sächsischen Herrscher bis weit in die salische Zeit hinein. Daher lässt sich der Übergang von der ottonischen zur romanischen Kunst zeitlich nicht genau festlegen. Das 12. Jahrhundert erlebte im ganzen Abendland eine enorme Intensität des geistigen, religiösen, wirtschaftlichen und sozialen Lebens. Auf der einen Seite stand die Beschäftigung mit Scholastik, Philosophie und Logik, auf der anderen eine der Mystik und Kontemplation zuneigende Theologie unter dem Einfluss Bernhards von Clairvaux (1090-1153).

Die reiche handschriftliche Überlieferung des 12. Jahrhunderts hatte primär mit dem intellektuellen Klima der Epoche zu tun. Eine Ausweitung der Schreibtätigkeit ergab sich auch durch die Gründung neuer Orden wie dem Zisterzienser-Orden und dem Orden der Augustiner-Chorherren. Die neu entstehenden Klöster statteten ihre Bibliotheken mit Abschriften von Handschriften aus.

Die Buchillustration orientierte sich stilistisch neu durch eine Erweiterung der inhaltlichen Themen und durch eigenständige Bilderfindungen. Die Figuren wurden lebendiger und plastischer, die Gewänder fließender. Durch Handel und Kreuzzüge wirkte byzantinischer Einfluss auf die Figurengestaltung ein.

Auf dem Gebiet der exegetischen Literatur erlangte die Federzeichnung gesteigerte Bedeutung, vor allem für die Darstellung von komplexeren Gedanken. Typisch für diese Zeit sind auch die Illustration von großformatigen Bibeln und eine gesteigerte Marienverehrung. Ein weiteres Charakteristikum der romanischen Buchmalerei sind allegorische Schaubilder, die komplizierte Wissensinhalte und symbolische Verknüpfungen veranschaulichen. Zunehmend wurden auch volkssprachliche Texte verfasst und verbreitet.


(Nach: Elisabeth Klemm, Das Zeitalter der Romanik, In: Pracht auf Pergament. Schätze der Buchmalerei von 780 bis 1180. Katalog zur Ausstellung, München 2012, S. 252-263.)

Die anderen Teilsammlungen zu "Pracht auf Pergament" in bavarikon

>> Diese Sammlung ist ein Teil des Bestandes "Pracht auf Pergament" der Bayerischen Staatsbibliothek und der Staatsbibliothek Bamberg.