Kontinuität und Wandel der Buchmalerei im 11. Jahrhundert

Seit dem 10. Jahrhundert eingeleitete Reformen führten in den Klöstern zu einer besonderen Pflege der Liturgie. Kloster Echternach löste unter Kaiser Heinrich III. (1093-1056, Kaiser seit 1064) Reichenau als Produzent von kaiserlichen Handschriften ab.

Zunehmend gewann auch das Skriptorium von Tegernsee an Bedeutung. Dort war man unter anderem für die Bischöfe von Freising tätig. In Freising selbst bildete sich Mitte des 11. Jahrhunderts eine Art Zweigschule der Tegernseer Buchmalerei, die im Stilistischen und Motivischen eng an Tegernsee anschloss. Typisch für die sogenannte „Bayerische Klosterschule“ sind Rankeninitialen mit Blüten an den Rankenspitzen, dekorative Architekturgehäuse sowie schmuckhafte bildliche Miniaturen. Auch Kloster Niederaltaich war höchstwahrscheinlich ein bedeutendes Buchzentrum – durch den Verlust der mittelalterlichen Bibliothek ist darüber allerdings wenig bekannt.

Die Evangelienhandschriften standen in der Buchmalerei des 11. Jahrhunderts an der Spitze der Prachthandschriften mit Miniaturen. In Zentren mit großer Produktion wie Tegernsee setzte sich das bis in das 12. Jahrhundert hinein fort. An anderen Orten war aber gegen Ende des 11. Jahrhunderts ein Rückgang an illuminierten Prachthandschriften und ein Nachlassen der Qualität feststellbar. Lineare Formen und Schematismen verdrängten das Räumliche und Plastische.

(Nach: Elisabeth Klemm, Kontinuität und Wandel der Buchmalerei im 11. Jahrhundert, In: Pracht auf Pergament. Schätze der Buchmalerei von 780 bis 1180. Katalog zur Ausstellung, München 2012, S. 198-205.)

Die anderen Teilsammlungen zu "Pracht auf Pergament" in bavarikon

>> Diese Sammlung ist ein Teil des Bestandes"Pracht auf Pergament" der Bayerischen Staatsbibliothek und der Staatsbibliothek Bamberg.