Jesuitendramen aus dem Umkreis der Universität Dillingen

Mit der offiziellen Übergabe durch den Augsburger Fürstbischof Kardinal Otto Truchseß von Waldburg (1514-1573, Bischof 1543-1573) gingen Universität (und Gymnasium) Dillingen im Sommer 1564 an die Jesuiten über. Bereits für das Folgejahr lässt sich für Dillingen die Aufführung eines Fastnachtsspiels (unbekannten Titels) nachweisen. Bis zur Aufhebung des Jesuitenordens im Jahr 1773 wurden in Dillingen rund 450 Schauspiele aufgeführt. In den meisten Fällen geben jedoch lediglich die gedruckten Periochen (eine Art Programmheft, oft deutsch oder zweisprachig) knappe Auskunft über Inhalt und Ablauf der Handlung sowie Rollen und Mitwirkende. In der Studienbibliothek sind in mehreren Sammelbänden rund 500 Periochen zu Aufführungen in Dillingen und anderen Orten überliefert. Eine Verbreitung über den Schriftentausch mit anderen Jesuitenkollegien ist zu vermuten.

Die Texte der aufgeführten Dramen haben sich, wie an anderen Spielorten, auch in Dillingen nur in sehr geringer Zahl erhalten. Auf weitgehend unbekanntem Weg sind jedoch bedeutende Dramentexte aus anderen Orten in den Bestand der Dillinger Jesuitenbibliothek und damit der heutigen Studienbibliothek gelangt.

Die drei "großen" Dillinger Jesuitendramen des frühen 17. Jahrhunderts sind im Bestand der Studienbibliothek handschriftlich überliefert. Sie verdanken ihre Entstehung bedeutenden kirchlichen Festlichkeiten.

Die "Comoedia de Sancto Udalrico Episcopo Augustano" eines unbekannten Autors (XV 222, fol. 3r-70r sowie XV 245, fol. 190r – 251r) schildert das Leben des Augsburger Bischofs und Bistumsheiligen Ulrich. Ihre Aufführung erfolgte am 3. Oktober 1611 anlässlich der Feierlichkeiten zur Grundsteinlegung der Dillinger Studienkirche.

Georg Stengel (1585-1651) lehrte von 1614 bis 1618 in Dillingen Philosophie. Sein "Otho redivivus" (XV 236a, fol. 1r-66v sowie XV 237, fol. 317r-360v) wurde am 22. Oktober 1614 in Dillingen aufgeführt und erinnert an die Gründung und erste Blüte der Universität Dillingen. Anlass für die Aufführung war die Überführung der sterblichen Überreste des Dillinger Universitätsgründers, Kardinal Otto Truchseß von Waldburgs, von Rom nach Dillingen.

Einen Höhepunkt des Dillinger Jesuitentheaters bildet das ebenfalls von Georg Stengel stammende Drama „Triumphus Beatae Mariae Virginis“ (XV 237b), das an drei Tagen vom 11. bis 13. Juni 1617 zur Einweihung der Dillinger Studienkirche aufgeführt wurde.

Für das dramatische Wirken Jakob Gretsers (1562-1625) sind zwei Dillinger Handschriften (XV 223 sowie XV 227) von elementarer Bedeutung. Sie bilden den ersten und letzten von ursprünglich fünf von Gretser selbst angelegten Sammelbänden (Dramen, Gedichte, Reden) und überliefern 11 Dramen in Gretsers eigener Hand.

Die Sammelbände XV 221 und XV 245 enthalten u.a. Stücke von Jakob Pontanus (1542-1626), Matthäus Rader (1561-1634) und Jakob Gretser. Besonders zu erwähnen sind Eduard Campions (1540-1581) „Ambrosia“ und „Abraham und Isaak“ (XV 221).

>> Diese Sammlung ist ein Bestand der Studienbibliothek Dillingen.