Martin Luther, Das Jesus Christus ein geborener Jude sei, Augsburg 1523 (Bayerische Staatsbibliothek, Res/4 Th.u. 103,X,3)

Luthers Verhältnis zum Judentum gehört zu den am kritischsten betrachteten Aspekten seiner Biographie. Im Vordergrund stehen dabei meist die Schriften, die er in seinen letzten Lebensjahren verfasste. Sie sind tatsächlich überaus stark von einem aggressiv formulierten Antijudaismus geprägt.

Gleichwohl ist seine Schrift „Das Jesus Christus ain geborner Jude sey“ von 1523 noch von einer verständnisvollen Haltung durchdrungen. Unter dem Eindruck der enormen Erfolge der reformatorischen Bewegung war Luther von dem Gedanken beseelt, Juden könnten nun massenhaft zum Christentum bekehrt werden. Der Umgang mit ihnen müsse von Barmherzigkeit und Nächstenliebe geprägt sein, freundlich solle ihnen das Christentum vermittelt werden. Die Schuld der Juden am Tod Christi, den Ritualmord und den Hostienfrevel bezeichnet er als Lügen, die das Papsttum verbreite. Juden sollten ihre Ghettos verlassen dürfen, das Zunftverbot müsse für sie aufgehoben werden.

Allerdings betont Luther gleichzeitig, dass für ihn das Christentum grundsätzlich überlegen sei. Theologisch lehnt er das Judentum damit bereits in dieser frühen Schrift ab.

Wie mit einer Vielzahl seiner frühen reformatorischen Publikationen hatte Luther auch mit diesem Werk großen Erfolg. Bis 1525 erschien es in zehn deutschen und acht lateinischen Ausgaben. Gezeigt wird ein Exemplar, das 1523 in der Augsburger Druckerei des Melchior Ramminger (gest. 1543) entstanden ist.

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