Bühnendekorations- und Szenenentwürfe

Die Bühnendekorationsbilder und Szenenentwürfe in der graphischen Sammlung des Deutschen Theatermuseums berichten über die Aufführungsorte, die Erscheinung und den ausstatterischen Variationsreichtum sowie über die auf der Bühne dargestellten Stoffe und Stücke des Theaters. Daneben liefern sie auch Informationen zu den zeittypischen gesellschaftlichen und künstlerischen Bedingungen und Konventionen, welche das Theater von jeher bestimmten. Bezüglich des Aussagewertes gilt es, zwischen jenen Blättern zu unterscheiden, die als Entwurf zu einer Aufführung im Vorfeld der Realisation entstanden sind, und anderen, die nach der Ausführung zu deren Wiedergabe und Dokumentation angefertigt wurden. Die vorläufige Idee eines Entwurfes für ein Bühnenbild oder ein Kostüm oder aber das Erinnerungsbild der bereits realisierten Aufführung liefern hinsichtlich der Realität von Theater verschiedene Informationen.

Einzigartige Handzeichnungen wie auch aufwändig gestaltete Druckwerke, die z.T. als umfangreiche Stichfolgen angefertigt wurden, zeugen von den gesellschaftlichen Aufgaben wie den Zwecken der Unterhaltung, Bildung oder Repräsentation des Theaters und der höfischen Oper im 17. und 18. Jahrhundert.

Die Sammlung von Bildwerken zur Bühnenausstattung spiegelt die Entwicklung der Bühnendekoration und der Bühnenmalerei seit dem 17. Jahrhundert wider. So zeigen frühe Bildbeispiele in der graphischen Sammlung des Deutschen Theatermuseums die Aufstellung und Anordnung von Dekorationselementen im Theater des 17. Jahrhunderts, bei denen es sich wahrscheinlich noch um Telari, als drehbare Prismen gebaute Dekorationselemente bzw. um gestaffelt stehende Leinwände handelt. Schon um 1618/19 hatte Giovanni Battista Aleotti (1546-1636) in Italien eine modernere, variablere Form der Bühnendekoration erfunden, bei der flache, bemalte Leinwände, die sogenannten Kulissen, auf Wagen hin- und hergeschoben werden konnten. Diese Dekoration bestand aus jeweils seitlich, in Abständen gestaffelt aufgestellten, auswechselbaren Kulissen. Durch die malerische Darstellung auf ihrer flachen Leinwandvorderseite entstand für den Zuschauer ein zentralperspektivisch in den Tiefenraum führendes Bühnenbild, welches am hinteren Ende der Bühne von einem großen Prospekt abgeschlossen wurde. Ausgehend von den italienischen Bühnen konnte sich sowohl die perspektivische Bühnenmalerei als auch die für das 17. und 18. Jahrhundert spezifische barocke Bühnenmaschinerie in ganz Europa verbreiten und zu größter Blüte entwickeln. Vielseitig talentierte Künstler, die gleichzeitig Architekten, Konstrukteure, Zeichner und Maler waren, wie z.B. Ludovico Burnacini (1636-1707) oder die Mitglieder der Künstlerfamilie der Galli-Bibiena übernahmen eine zentrale gestalterische Funktion in dieser Epoche universeller Theaterkunst.

Bühnenentwürfe etwa der Galli-Bibiena, aber auch ihrer Zeitgenossen und Schüler lassen neben motivischen Dekorationstypen (z.B. Wald, Platz, Meeresufer, Hafen etc.) verschiedenperspektivische Gestaltungstypen (z.B. die zentralperspektivische oder winkelperspektivische Ausführung der Malerei) sowie bühnentechnische Elemente (z.B. Maschinerien wie Flugwagen) erkennen, welche Schlüsse zur Aufführungspraxis der Barockzeit erlauben. Sie zeugen jedoch auch vom Raffinement raumillusionistischer Zeichen- und Konstruktionskunst und zeigen gleichzeitig die 'Rappresentatio majestatis' als wichtigste Funktion des Theaters der Barockzeit.

Die anderen Teilsammlungen des graphischen Bestands zu Theater, Bühne und Festkultur im Barock

>> Diese Sammlung ist ein Teil des graphischen Bestandes zu Theater, Bühne und Festkultur im Barock im Deutschen Theatermuseum.