Der graphische Bestand zu Theater, Bühne und Festkultur im Barock

Innerhalb der graphischen Sammlung des Deutschen Theatermuseums bezeugt ein umfangreicher Bestand von Zeichnungen und Druckgraphik die repräsentative Pracht höfischer Kultur wie auch die volkstümlichen Wurzeln von theatralen Erscheinungen des 17. und 18. Jahrhunderts. Innerhalb dieses reichen Bestandes von Darstellungen zur barocken Theater- und Festkultur sind folgende große Themenbereiche durch signifikante Beispiele vertreten: Bühnendekorations- und Szenenentwürfe, Kostüm- und Typenbilder, Rollen- und Zivilporträts und Ansichten von Theaterbauten, -schauplätzen und theatertechnischer Maschinerie. Über eine rein bilddokumentarische Zweckmäßigkeit hinaus, vermag es dieser graphische Bestand auch, Typologien, Funktionsweisen und den historischen Zusammenhang der Theaterereignisse verständlich und nachvollziehbar werden zu lassen. Einige graphische Blätter des Konvolutes sind zudem von außerordentlicher künstlerischer Qualität hinsichtlich Bilderfindung und Ausführung. Der singuläre kulturgeschichtliche Wert des Konvolutes, seiner Einzelblätter und Serien besteht jedoch vor allem in dem hohen Informationsgehalt zum Phänomen "Theater im Barock", welche in ihrer Zusammenschau offenbar wird.

Die Bildzeugnisse schildern Hergang und Ablauf theatraler Ereignisse, sowohl improvisierter wie auch institutionell verankerter Darbietungen von einzelnen Komödianten oder aber ganzer Truppen, Sänger oder Tänzer z. B. auf Wanderbühnen oder im höfischen Kontext, von Aufführungen getanzter, gesprochener oder gesungener Spielszenen. Anlass für theatral gestaltete Feiern gaben bedeutende familiäre oder politische Ereignisse wie Geburten, Hochzeiten, Jubiläen, eine siegreiche Rückkehr aus dem Krieg oder der zu betrauernde Tod machthabender Regenten selbst. Die Darstellungen veranschaulichen darin wirkende illusionistische und typisierte Dekorationsprinzipien, verdeutlichen die Anwendung optisch-perspektivischer Kunstgriffe und widmen sich Details der verborgenen technischen Maschinerie. Sie belegen die Bedeutung großer Monarchen wie Leopold I. (1658-1705 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches), Ludwig XIV. (1643-1715 König von Frankreich) oder Cosimo de Medici (1670-1723 Großherzog der Toskana) für das Theater und verdeutlichen damit auch lokale Zentren des barocken Theatergeschehens. Die außerordentlichen Erfindungen phantastischer Bühnendekorationen aus der Hand der größten barocken Bühnenarchitekten und -dekorateure wie Lodovico Burnacini (1636-1707) oder der an zahlreichen bedeutenden europäischen Fürstenhöfen künstlerisch tätigen Familie Galli-Bibiena veranschaulichen den hohen Anspruch barocker Theaterkunst. Gleichzeitig setzen die delikate Verfertigung feingliedriger Kostümzeichnungen und ebenso raffinierte wie detailreiche Ausführung von Szenenbildern eines Jacques Callot (1592-1635), Antonio Bertoli (1677-1743) oder Nicolas Cochin (1715-1790) die künstlerischen Maßstäbe dieses theatergraphischen Bestandes.

Das beschriebene Konvolut gehört aus konservatorischen Gründen keiner Schausammlung an.

Die Teilsammlungen des graphischen Bestandes im Deutschen Theatermuseum

>> Diese Sammlung ist ein Bestand des Deutschen Theatermuseums.