Münzfingerring - Herrschaftsabzeichen

Archäologische Staatssammlung München

Beschreibung

Als seltene Beigabe fand man bei Ausgrabungen 1982 in dem bereits antik beraubten bajuwarischen Adelsgrab von Hausen auch einen goldenen Münzfingerring. Für den Fingerring diente als Platte ein byzantinischer Solidus des Kaisers Heraclius und seines Sohnes Constantinus (610–641)- zwischen 616 und 625 wurde diese Goldprägung in der Münzstätte Constantinopolis ausgegeben. Die Schauseite zeigt die Frontalbüsten der beiden Herrscher. Die Sitte, Goldmünzen als Fingerringe zu tragen, beschränkt sich auf einen kurzen Zeitraum im 7. Jahrhundert, wobei vorwiegend Prägungen der byzantinischen Kaiser Phocas (602–610) und Heraclius (610–641) bzw. dessen Nachfolgers Constans II. (642–668) Verwendung fanden. Münzfingerringe treten häufig in Männergräbern auf, sie sind aber auch aus Frauengräbern bekannt. Die Einfuhr und Verwendung von byzantinischen Goldmünzen nach Baiern beruht vielleicht auf awarisch-baierischen Kontakten der Zeit nach 630 n. Chr., als die Awaren von Byzanz riesige Mengen an Solidi als Tribut erpressten und so Stücke auf unterschiedlichen Wegen nach Westen gelangten, wo sie eingeschmolzen oder zu Schmuckstücken und Herrschaftszeichen umgearbeitet wurden. Vermutlich imitieren die Münzfingerringe Siegel- oder Monogrammringe, die man wegen ihres Herrscherbildes zu Siegelzwecken einsetzte, wodurch sie den Charakter eines Herrschaftszeichens besaßen. Die Lex Baiuvariorum (II 13) nennt den Ring bzw. das Siegel als Zeichen der herzoglichen Gewalt.

Autor

Archäologische Staatssammlung München

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